Wie alles begann

19. Januar 1959, ein denkwürdiger Tag für Stetten, speziell für die weibliche Generation, die Geburtsstunde unseres Landfrauenvereins.

48 Jahre ist das nun schon her, eine lange Zeit, die auch bei uns nicht stehen geblieben ist. Unser Dorf ist durch die Erschließung von Neubaugebieten flächen- und natürlich auch bevölkerungsmäßig gewachsen. Manch alte Häuser im Ortkern sind modernen Neubauen gewichen. Die verkehrsmäßige Anbindung an Fellbach, Waiblingen und vor allem an Stuttgart wurde laufend verbessert. Die ursprünglich überwiegend landwirtschaftliche Prägung trat immer mehr in den Hintergrund. Doch landschaftlich hat Stetten seinen Reiz nie verloren: Wald und Weinberge prägen unsere Umgebung, und natürlich „unsere Yburg“. Alte Fachwerkhäuser wurden restauriert und sind richtige Schmuckstücke geworden. Stetten im Remstal ist auch heute noch Garant für erlesene Weine und ausgezeichnete Gastronomie.

Vor 48 Jahren bedeutete „Landfrau“, dass die Frau hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig war. Heute verstehen wir darunter Frauen, die auf dem Lande wohnen. Bei der Gründung des Landfrauenvereins Stetten standen natürlich andere Bedürfnisse im Vordergrund als heute. Und doch gilt nach wie vor: Wir wollen über Neuigkeiten informieren, spielen, basteln, uns unterhalten, füreinander da sein, bei Ausflügen die nähere und weitere Umgebung kennen lernen, Theater besuchen usw. Über unser laufendes Programm haben Sie sich sicher schon im aktuellen Teil informiert. Aber wo lag der Schwerpunkt früherer Interessen, was haben die Stettener Landfrauen in ihren Anfangsjahren unternommen?

Unsere „Vorgängerinnen“ haben uns ein wertvolles Erbe hinterlassen: Penibel geführte Protokolle, zum Buch gebunden. Alle Ereignisse sind fein säuberlich handschriftlich festgehalten – allerdings das meiste in deutscher Schrift. Das heißt für uns „Übersetzungsarbeit“. In unserer „Chronik“ wollen wir Sie teilhaben lassen an der Anfangszeit unseres Landfrauenvereins und der Weiterentwicklung.

Aus unserer Zeit betrachtet ist die Rückschau sehr aufschlussreich. Das Leben war früher noch mehr von Handarbeit, im wahrsten Sinne des Wortes, geprägt. Geräte zur Erleichterung der Hausarbeit fanden erst nach und nach Einzug in die Haushalte. Die Tätigkeit in der Landwirtschaft und im Weinbau war wesentlich mehr als heute „Knochenarbeit“. Von der heutigen allgemeinen Hetzerei haben wir allerdings bis jetzt noch nichts gelesen.

Das Eröffnungs-Protokoll können Sie im Original in vollem Wortlaut abrufen. Doch, was geschah danach? Gut einen Monat nach der Gründung folgten bereits 14 Landfrauen aus Stetten einer Einladung des Landfrauenverbands Württemberg-Baden e.V. in den Kursaal nach Bad Cannstatt. Schon damals wies eine Wirtschaftsrätin auf die besondere Situation der Landfrauen hin, die sich im heutigen Mischdorf ihres Standes und Wertes doppelt bewusst sein müssten und es sei sehr bedauerlich, dass die Neigung zum bäuerlichen Beruf ziemlich absinke.

„Aus der Wohnung ein Heim machen“ war das Thema des ersten Vereinsabends am 7. März 1959 im Gasthaus „zum Hirsch“. Die Referentin aus Tübingen meinte dazu:
Die Wohnung soll Heimat sein. Jedes Familienmitglied soll sich dahin gezogen fühlen. Das Heim wohnlich und gemütlich zu gestalten sei vor allem Aufgabe der Hausfrau. Argumente „besseres Zimmer“ soll es nicht mehr geben, denn wer fühle sich da noch wohl! Die Mutter und Hausfrau muss es verstehen, Anziehungs- und Mittelpunkt zu sein.
Ach, wie haben sich die Zeiten seither leider verändert!

Am 14. April 1959 stand ein Theater-Besuch auf dem Programm. Im Rahmen einer Sondervorstellung für den Landfrauenverband Württemberg-Baden wurde das Theaterstück „Der zerbrochene Krug“ von Kleist geboten.

Ein besonderer Tag war der 13. Mai 1959, der erste Jahresausflug der Stettener Landfrauen. Schon damals zerbrachen sich die Vorstandsdamen den Kopf, wie der Tag für alle abwechslungsreich gestaltet werden kann. Eine schöne Fahrt, etwas zum Besichtigen, Unterhaltung und das leibliche Wohl sollte natürlich auch nicht zu kurz kommen. Allen Leuten Recht getan …. Es muss ihnen gelungen sein, wie das Protokoll aussagt. Der Blick vom Stuttgarter Fernsehturm, der anschließende Hausfrauen-Nachmittag mit Modenschau auf dem Killesberg und noch manches mehr begeisterten alle 24 Teilnehmerinnen.
(Ruth Böckeler)