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Der Harz ist immer eine Reise wert.

10.01.20 Unsere Adventsfahrt vom 12. bis 15. Dezember 2019

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Pünktlich um 6.20 Uhr starten die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Stetten, Haltestelle Endersbacher Straße. Und nach weiteren vier Einstiegsstellen rollt der Bus mit 40 Leuten an Bord dem Ziel unserer langen Vorfreude entgegen. Dunkel ist es natürlich noch, kühl, feucht. Zum Glück hat der Starkregen vom Vortag aufgehört. Nach der gewohnten Begrüßung steuert Ercan den Bus durch Niesel, leichten Nebel und zuweilen weiß gepuderte Landschaft. Dass uns ein fränkisches Frühstück erwartet, wissen wir aus der Reisebe­schreibung. Ruth verrät uns nun wo: Es ist der Gasthof Stern in Gollhofen, kurz vor Würzburg, für die meisten aus früheren Fahrten bekannt. Pünktlich um 9 Uhr, wie angemeldet, parken wir vor dem Gasthof, der nur wenige km von der Autobahnabfahrt entfernt ist. Alle haben wir jetzt richtig Hunger. Außer Brot, Brötchen, Butter, Marmelade, verschiedene Wurst- und Käsesorten, gibt es Rührei und knusprig gebratene Nürnberger Bratwürstle. Kaffee, Tee und verschiedene Säfte stehen natürlich auch bereit.

Satt und zufrieden sitzen wir dann wieder alle im Bus. Ingrid verkauft Getränke, natürlich auch „Kreislauftropfen“. Und Ruth verrät, was uns die nächsten Stunden erwartet. Unser nächster „Termin“ ist gegen 15.30 Uhr bei der Firma Friwi in Stol­berg. Von dort sind es zwar nur noch ca. 50 km bis Braunlage, aber bis Stolberg liegen zuerst noch ca. 330 km Fahrstrecke vor uns. Klar wird unterwegs noch eine Raststätte angefahren, und auch Schnäpsle werden ausgeschenkt.
Regen, Nebel, zuweilen schneebedecke Landschaft begleiten unsere weiter sehr ruhige Fahrt. In der Ferne sieht man schemenhaft den Kyffhäuser. Der Rennsteig ist uns ein Begriff und durch den längsten Straßentunnel Deutschlands mit 7916 m Länge nähern wir uns immer weiter unserem nächsten Ziel. Der Nebel ist jetzt weg, die Sonne zeigt sich sogar etwas, kein Schnee ist mehr zu sehen.
Stolberg. Die Firma Friwi liegt an der Durchgangsstraße. Ercan läßt uns aussteigen, man darf hier nicht länger parken. Zum Café muss man durch den Werks­­­­verkauf, einem ach so verführerischen Laden. Kostproben laden zum Versuchen ein, wer kommt da schon ohne Zugreifen vorbei. Und schon werden die ersten Einkäufe getätigt. Das verführerische Tortenangebot, beim Anblick läuft einem das Wasser im Mund zusammen – o je, wer die Wahl hat. Eine weitere angenehme Über­raschung: Alle bekommen noch je einen 1 kg schweren Harzer Weihnachtsstollen, auch im Reisepreis inbegriffen.
Nun beginnt das letzte Stück unserer Reise. Braunlage gehört zu Niedersachsen, liegt ca. 620 m hoch und war vor der Wende Zonenrandgebiet. Unser Hotel Relexa Harz-Wald liegt etwas höher am Rande der Stadt. Es liegt etwas Schnee. Frau Kruth, zuständig für Gruppenreisen, erwartet uns schon. Wir bekommen unsere Zimmer­schlüssel und bald entschweben wir in zwei großen Aufzügen zu unseren Zimmern.

Zimmer begutachten, etwas frisch machen, umziehen – um 18.45 treffen wir uns zum Sektempfang und genauerer Einweisung in einem hübschen Empfangsraum mit schönem Christbaum. Und um 19 Uhr gibt es Abendessen. Am Büffet kann man sich bedienen. Suppe, diverse Vorspeisen, dreierlei Gerichte als Hauptgang, Desserts. Eine Schüssel Schokoladenpudding steht auch bereit, ganz speziell auf unseren Wunsch hin. Denn dieser Pudding war schon Lieblingsdessert bei unserer Mai-Fahrt vor zwei Jahren. Denn da wohnten wir Landfrauen schon einmal hier.
Noch etwas zusammensitzen, dann ruft der Bettzipfel. Das frühe Aufstehen, die lange, interessante Fahrt, das gute Essen. Gute Nacht und süße Träume. Morgen ist wieder ein Tag.

Freitag, 13. Dezember 2019

Guten Morgen, gut geschlafen? Das Hotel liegt herrlich ruhig. Was bietet das Früh­stück für Leckereien? Es bleiben wirklich keine Wünsche offen, schön, dass es auch Harzer Spezialitäten gibt.

Um 9 Uhr treffen wir uns am Busparkplatz hinter dem Haus. Heute kommt unsere Reisebegleiterin Elke. Auch sie ist einigen bekannt von der letzten Reise im Mai vor zwei Jahren. Wir freuen uns beim Wiedersehen. Hat sie uns letztes Mal als Kiepenfrau begrüßt, kommt heute Frau Holle auf uns zu und beschwert sich über ihre faulen Töchter, die einfach die Betten nicht richtig ausschütteln wollen.
Wir fahren durch den Oberharz. Elke zeigt auf die vielen abgestorbenen Bäume an der Strecke. Sturm Friederike hat im Januar 2018 großen Schaden angerichtet. Die trockenen Sommer taten ihr Übriges. Hauptsächlich die Fichten traf es empfindlich. Der Borkenkäfer gab den Rest. Nun überlässt man alles der Natur. Der Wald soll sich von selbst erholen und im Laufe der Jahre wird Mischwald entstehen.
Wir kommen durch Torfhaus, mit etwa 800 m die höchstgelegene Siedlung Nieder­sachsens. Von hier aus hat man bei klarem Wetter einen schönen Blick zum Brocken – heute ist es leider trüb.
Abwärts geht es nun zur Bergstadt Altenau, nur noch 400 m hoch gelegen, einem heilklimatischen Kurort.
Im Harz gibt es etliche Talsperren. Wir kommen an der Oker-Talsperre vorbei, die einzige, auf der Schiffe fahren können. Trotz der Niederschläge der vergangenen Zeit ist der Wasserstand immer noch sehr niedrig. Im Jahr 1954 mussten die Bewohner von Unter- und Mittelschulenberg der Talsperre weichen. Sie wurden umgesiedelt und können nun von weiter oben auf die Talsperre mit ihren touristi­schen Einrichtungen blicken.
Am „kleinsten Königreich der Welt“, Romkerhall, fahren wir auch noch vorbei. So nennen das ihre Bewohner. Bei einer Gebietsreform wurde durch ein Versäumnis das kleine Gebiet von 5000 qm keiner Gemeinde zugeordnet.

Nun erreichen wir das erste Ziel des Tages, Goslar, ehemalige Reichsstadt mit über 50 000 Einwohnern. Die Kulturstadt am Harz kann auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken. Seit 1992 gehört die Altstadt von Goslar zum Weltkultur­erbe der UNESCO, zusammen mit dem Erzbergwerk Rammelsberg. Auf dem großen Parkplatz mit Blick auf die Kaiserpfalz kann Ercan den Bus parken. Die bekannte Kaiserpfalz ist ein imposanter romanischer Bau. Heinrich III ließ ihn im 11. Jahr­hundert erbauen.
Bevor wir uns zur Stadtführung aufmachen, werden wir „verkabelt“. Wir sind die erste Gruppe, die Elke auf diese Art durch die Stadt führt, also „Versuchskaninchen“. Alle bekommen einen „Ohrstöpsel“ und ein Empfangsgerät. „Was habt Ihr für große Ohren!“ Einschalten, Verständigungsprobe – und es klappt! Erstaunlicherweise ist Elke nun auch auf einige Entfernung gut zu hören. Wunder der Technik. Mit erhobenem Hexenbesen geht sie voran, damit wir sie auch im Blick behalten. Die Stadt ist wirklich sehenswert, die vielen schönen alten Gebäude, bunte, schiefer­verkleidete Fachwerkhäuser, und inmitten dieser verträumten Kulisse der histo­rischen Altstadt mit den engen Gassen kommen wir zum Weihnachtsmarkt. Bei dem „fußfreundlichen“ Kopfsteinpflaster muss man aber auch auf den Weg achten. Glück haben wir mit dem Wetter, es ist zwar windig, aber trocken und zuweilen kommt sogar die Sonne durch. Jeder Weihnachtsmarkt hat einen anderen Charakter, so auch hier. Auch unterscheiden sich die kulinarischen Angebote, so findet man hier Honigglühwein, heißen Schafskäse, und bei einer Steinofenbäckerei bekommt man Furzlaib, Rundbrot oder Schmachtlappen. Die Harzer Spezialitäten schmecken und duften anders als bei uns. Aber das ist ja gerade das Interessante dran. Glühwein und Kinderpunsch gibt es natürlich auch. Und noch etwas hat Goslar zu bieten: Den Weihnachtswald mit 60 großen, weihnachtlich-romantisch beleuchteten Nadelbäumen auf duftendem Waldboden, gleich neben dem Weihnachtsmarkt.
Um 12 Uhr lockt das Glocken- und Figurenspiel auf dem Zwerchgiebel des ehemaligen Kämmereigebäudes viele Besucher an. Der Figurenumlauf erzählt die Geschichte des Rammelsberger Bergbaus.

Dann treffen wir uns alle wieder am Bus. Die Stabskirche in Hahnenklee-Bockswiese ist unser nächstes Ziel. Vorsicht beim Aussteigen am Parkplatz, es liegt Schnee, auch ist es glatt. Die Kirche ist komplett im skandinavischen Stil aus Holz gefertigt. Schon beim Eintreten spürt man die warme Ausstrahlung. Der Organist erzählt uns viel über die Kirche und natürlich auch über die Orgel. Es erwartet uns nun ein einmaliges Orgelkonzert. Haben wir jemals den Sang einer Nachtigall von einer Orgel gehört? Traumhaft und ergreifend schön. Zum Schluss ertönt das Lied „Tochter Zion freue Dich“. Ergriffen verlassen wir die Kirche.

Nun fahren wir weiter zum nächsten Ziel. Unterwegs erzählt uns Elke die Geschichte des Holunderbaums und warum es deshalb in der Gegend so viele Holunder­büsche gibt. Wir machen Märchenraten und gesungen wird auch.
Wir kommen nach Bad Harzburg. Hier findet zum 5. Mal die Wipfelweihnacht statt, und zwar jeweils am 3. Adventswochenende. Das dürfen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. An der Talstation der Burgberg-Seilbahn steigen wir aus. Eigentlich stellen wir uns vor, dass hier schon eine Art Weihnachtsmarkt aufgebaut ist. Dem ist aber nicht so. Nach einem ziemlichen Stück zu Fuß kommen wir zum Eingang des Wipfelpfades. Dann geht es sanft aufwärts, immer rundum im Einstiegsturm, bis ca. 30 m Höhe. Von dort aus führt der eigentliche Wipfelweg weiter über die Baumwipfel. Stimmungsvoll illuminiert ist alles, weihnachtliche Musik erklingt, einige Verkaufs­stände gibt es. Schön ist der Blick in der Dämmerung über die Wälder. Die Kabinen der Burgberg-Seilbahn schweben über uns hinweg. Es ist wirklich schön, aber irgendwie haben wir uns die Wipfelweihnacht doch anders vorgestellt. Ursprünglich hatten wir auch geplant, mit der Seilbahn zu fahren. Aber am Vortag erhält Reiseleiterin Elke einen Anruf, man könne nur rauf- und wieder runterfahren. Die Wege sind wegen Schnee und Astbruchgefahr gesperrt. Elke macht Ruth einen Vorschlag, wie wir das Geld anderweitig anlegen. Morgen ist auch noch ein Tag.

Nach diesem sehr erlebnisreichen und auch anstrengenden Tag freuen wir uns aufs Abendessen. Unter anderem locken heute Kalbstafelspitz, Meerrettichsoße, Kürbiscremesuppe und noch vieles mehr am Büffet.
Das Hotel ist voll besetzt. Aber dennoch spürt man keine Hektik im Haus. Beim Büffet gibt es keine Probleme, das Servicepersonal immer freundlich.

Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende.

Samstag, 14. Dezember 2019

Es schneit, zumindest in Braunlage. Kein Wunder, denn Reiseleiterin Elke begrüßt uns um 9 Uhr als Schneeflocke. Heute wollen wir nach Quedlinburg zum berühmten „Advent in den Höfen“, Der findet nur samstags und sonntags statt. Der Ansturm wird entsprechend groß sein. Unterwegs geht der Schnee leider wieder in Regen über. In Quedlinburg darf Ercan den Bus auf einem privaten Gewerbeparkplatz abstellen, nur ca. 10 Minuten zu Fuß vom Rathausplatz entfernt. Quedlinburg, die Stadt an der Bode, gehört zu Sachsen-Anhalt und auch sie ist UNESCO-Welterbestadt. Wieder ziehen wir „beohrstöpselt“ dem Markt entgegen. Gibt es Schöneres als einen Weihnachtsmarkt bei strömendem Regen? Schirm aufspannen? Aber dann sieht man ja nichts. Also Kapuze auf. Und Feuchtigkeit ist gut für die Haut. Auch Quedlinburg hat wunder­schöne alte Fachwerkhäuser. Wieder kommen wir durch sehr enge Gassen. Zuweilen klettert ein Weihnachtsmann an einer Hausfassade hoch oder grüßt von einem Balkon. Der Regen hört auf, wunderbar. Auch dieser Weihnachtsmarkt ist romantisch mit schönen Buden und einer großen Pyramide. Wieder mit eigener Note. Und Quedlinburg hat auch einen Roland, wie Bremen! Wir ziehen nun auf eigene Faust los und wollen wenigstens in einige der Adventshöfe schauen, 25 gibt es insgesamt. In vielen Höfen wird Kunstgewerbe angeboten. Es gibt eine Eisenbahn unterm Tannenbaum, Schmuck, Keramik, selbsthergestelltes Kulinarisches, Handarbeiten, alles in kleinem Rahmen, wirklich schön – aber auch schön voll.

Um 14 Uhr fahren wir weiter. Leider regnet es wieder. Unser letztes Ziel des Tages ist die Harzköhlerei Stemberghaus bei Hasselfelde. Dort wird noch echte Holzkohle hergestellt. Auf eine Führung verzichten wir, es ist wirklich zu matschig und dazu noch nass von oben. In der Köhlerhütte ist es gemütlich warm, ein Holzfeuer brennt in der Mitte. Und hier wird die ausgefallene Bergbahnfahrt vom Vortag in Kaffee und frischen Hüttenkuchen umgewandelt. Im Köhlerladen nebenan kann man „flüssige Holzkohle“, sprich 50 % igen Kräuterlikör kaufen, auch gibt es gemahlene Holzkohle als Naturheilmittel. Es wird dämmrig und wir „matschen“ zum Bus. Nicht zu glauben, eine kleine Maus huscht vor dem Bus über den Weg.

Über Wernigerode, Schierke, fahren wir ins Hotel zurück. Von unserer Reiseleiterin Elke müssen wir uns leider verabschieden. Sie hat uns in den beiden Tagen vieles über den Harz und seine Geschichte erzählt. Gerne haben wir ihr zugehört. Auch unsere Ohrstöpsel geben wir wieder ab. Für Elke eine Fleißarbeit, die wieder sauber zu machen und zu desinfizieren. Aber Hauptprobe bestanden.

Letztes Abendessen. Gemütliches Beisammensein, Weihnachtslieder singen, Koffer packen, letzte Nacht im Hotel. Schade. Die Zeit vergeht halt immer viel zu schnell.

Sonntag, 15. Dezember 2019, 3. Advent

Letztes genussreiches Frühstück, dann heißt es um 8.45 Uhr Koffer einladen, um 9 Uhr Abfahrt Richtung Heimat. Trocken ist es von oben, aber die Straße ist schnee­bedeckt. Ercan und Ruth sprechen sich ab, wo wir unterwegs Pause machen können. Die Entscheidung fällt auf Erfurt. Auch da gibt es einen großen Weihnachts­markt, und wir können eine ausgiebige Mittagspause einlegen.
Ein wunderschöner Regenbogen begleitet uns ein Stück, den Regen lassen wir hinter uns und fahren der Sonne entgegen. Aber leider nicht lange.
Erfurt ist die Hauptstadt von Thüringen mit über 210 000 Einwohnern. Berühmt ist der Dom. Auf dem Domplatz ist der große Weihnachtsmarkt aufgebaut, ein Markt der besonderen Art. Von den Domtreppen aus hat man einen herrlichen Blick auf die vielen Buden und das große Weihnachtsrad. Und es besteht nun die letzte Gelegenheit, eine echte Thüringer Rostbratwurst zu futtern. Leider öffnet der Himmel mal wieder eine Weile kräftig die Schleusen. Das sind wir ja gewöhnt.

Weiter geht es Richtung Süden. Noch eine kurze Pause an einer Raststätte und dann geht’s zum Abendessen. Wir schätzen Traditionen. Und so treffen wir um 18 Uhr in der „Krone“ in Gronau zum Gänseschmaus ein. Knuspriger Gänsebraten, zweierlei Klöße, Blaukraut, Soße, Bratapfel – und alles zum Sattessen. Zwei Getränke sind auch noch im Reisepreis inbegriffen. Ein schöner, genussvoller Abschluss unserer Harzreise. Der Eisbär-Weihnachtsmann und Familie Feigion verabschieden uns herzlich. Satt und zufrieden sitzen wir wieder im Bus.

Wie immer geht nun leider alles recht schnell. Ein kurzer Rückblick, herzliches Dankeschön. Eine wunderschöne, erlebnisreiche Adventsfahrt in den Harz geht zu Ende. Schnee, Regen, Sonne haben uns begleitet. Durch fünf Bundesländer – Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt – führte uns die Reise. Bald sind wir wieder zuhause. Trocken kommen wir daheim an. Nun freuen wir uns aufs Weihnachtsfest. Ein Stückchen Harzer Weihnachtsstollen darf uns an unsere diesjährige Adventsreise erinnern.

Ruth Böckeler