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Landfrauen und Landmänner sind Ende August 2018 fünf Tage im Weserbergland unterwegs.

Das Weserbergland ist mehr als eine Reise wert.

Sonntag, 26. August 2018  

Pünktlich kommt der weiße Dannenmann-Bus mit Fahrer Wolfgang am Steuer vorgefahren, und um 6.30 Uhr steigen die ersten Teilnehmer an der Haltestelle Endersbacher Straße in Stetten ein. Dann kommt ein ganzer Schwung beim Rewe-Markt Lang dazu. Durch die vielen Straßenbauarbeiten und Umleitungen geht es heute etwas umständlicher zu. An der Rumold-Realschule warten die restlichen Gäste. Der Bus ist nun voll besetzt, alle sind bester Laune und natürlich voller Erwartung.

Mit 8 Grad ist der Morgen recht kühl. Ein traumhafter Sonnenaufgang begeistert uns. Nebelschwaden zeigen an, bald haben wir Herbst.

Wie immer begrüßt Ruth die Gruppe und wir freuen uns, vier „neue Gesichter“ an Bord zu haben, also Gäste, die das erste Mal mit uns fahren. Und Frühstück gibt es bei „Distelhäuser“ in Tauberbischofsheim, das wird schon mal verraten. Ingrid, unsere „Bordstewardess“, ist natürlich auch allen bekannt. Sie verkauft schon die ersten Getränke, Wasser, Wein, Säfte usw.

Vom Weserbergland haben die meisten von uns kaum eine Vorstellung. Klar, die Weser kennt man und von Hameln mit dem Rattenfänger hat man schon gehört. Wir lassen uns überraschen.

Nach dem wie immer guten Frühstücksbüffet starten wir alle sehr zufrieden zur Weiterfahrt. Ingrid verkauft die obligatorischen „Kreislauftropfen“. Nun gibt es die nächste Überraschung, die eigentlich schon gar keine mehr ist: Für alle gibt es wieder einen Briefumschlag mit Euros drin: Taschengeld für Einkehr unterwegs, wenn das Essen nicht für alle vorbestellt ist, und noch ein Schein, weil die Reise wegen der großen Teilnehmerzahl günstiger geworden ist, als in der Reisebe­schreibung genannt.

Wirkliche nächste Überraschung: Gegen 14 Uhr sind wir bei der Hardtmühle in Bad Wildungen-Bergfreiheit angemeldet. Nicht nur Kaffee mit Kuchen und Torte gibt es dort für uns, sondern in einem schönen Ausstellungsraum können wir uns von großen und kleinen Edelsteinen, Kristallen und funkelnden Schmuckstücken verzaubern lassen. Und manches davon geht mit uns auf Weiterfahrt. Wir haben insofern Glück, dass ein Stromausfall, bei dem natürlich Licht und sämtliche Geräte ausgefallen sind, gleich nach unserer Ankunft behoben werden kann.

Eine ganz besondere Überraschung erlebt eine Teilnehmerin. Ihr Sohn wohnt erst seit kurzem in Bad Wildungen. Ein kurzer Anruf, und das überraschende Familien­treffen gelingt. 

Bei schönem Wetter geht die Fahrt nun weiter zu unserem Hotel Weserblick: Recht schön gelegen am Ortsrand von Blankenau, einem Teilort von Beverungen, und mit weitem Blick über das Wesertal. Die Zimmerschlüssel werden schon im Bus verteilt. Dann streben wir neugierig unseren Zimmern zu. Das Haus ist nur zweigeschossig und hat keinen Aufzug. Daher werden die Koffer bis vor die Zimmer gebracht. Frisch machen und vielleicht noch ein kleiner Spaziergang, dann gibt es um 18.30 Uhr Abendessen.

Das Essen ist wirklich ausgezeichnet. Noch ein kleiner „Absacker“, dann zieht es die meisten doch ins Bett. Angenehme Träume in der ersten Nacht! 

Montag, 27. August 2018  

Einen schönen guten Morgen. Ab 7 Uhr gibt es Frühstück, und das Büffet lässt keine Wünsche offen. Alles frisch, knusprig und vieles aus der Region. So kann der Tag beginnen.

Um 9 Uhr treffen wir uns am Bus und lernen unsere Reisebegleiterin für die nächsten drei Tage, Doris Müller, kennen. Telefonisch und per Mail stehen Doris und Ruth schon längere Zeit in Verbindung, um das Programm für die nächsten Tage abzustimmen. Und dann muss in den letzten Tagen kurzfristig alles wieder neu aufgerollt werden: Bedingt durch Niedrigwasser wird die Schifffahrt auf der Unterweser eingestellt.

Jetzt geht es Richtung Beverungen. Von der Brücke aus können wir uns vom niedrigen Wasserstand der Weser selbst überzeugen. Unterwegs erfahren wir, dass frühere radikale Abholzungen jetzt wieder neu aufgeforstet werden, Tierrassen wieder zurückgezüchtet werden, zum Beispiel Heckrinder, auch Ponys usw. Wir freuen uns an der schönen Landschaft, kommen durch die Stadt Uslar und Bodenfels. Hier befindet sich die bekannte Firma ProFagus. Sie stellt in einem besonderen Verfahren Grillkohle aus heimischem Buchenholz her. Verwendet werden dabei nur Reste aus der Möbel- und Sägeindustrie. 99,9 % des eingesetzten Holzes werden zu Holzkohle, Teerprodukten, Essigsäure, Lebensmittel-Aromen, verwertet. Buche heißt botanisch Fagus. Auch das lernen wir.

Beim Kloster Lippoldsberg, einem ehemaligen Benediktinerinnen-Frauenkloster, steigen wir aus dem Bus und besichtigen die romanische Klosterkirche. Die Basilika wurde ca. 1150 fertig gestellt und wir sind beeindruckt von ihrer Schlichtheit. Doris zündet eine Kerze an und hält die „Ansprache einer Kerze“. Der Sinn ist, dass eine Kerze Licht und Wärme spendet, dabei aber verbrennt, kürzer wird. Bleibt sie im Karton, ist sie nutzlos, aber unversehrt. Bei den Menschen ist es ähnlich. Bleiben sie nur für sich, verhalten sie sich nutzlos, wie die Kerzen im Karton. Aber geben sie von allem was lebendig ist: Freude, Herzlichkeit, Treue, Lachen, auch Traurigkeit und Ängste, also von allem, was in ihnen ist, dann werden sie dabei zwar „kürzer“, aber das ist nur äußerlich. Innen werden sie immer heller. Sehr beeindruckt verlassen wir die Kirche. 

„Wo Weser sich und Fulda küssen …“ am bekannten Weserstein in Hann. Münden steigen wir aus unserem Bus. Der Wind pfeift uns richtig um die Ohren, aber es ist trocken. Über die Mühlenbrücke kommen wir direkt zur Altstadt. Über 700 Fach­werkhäuser aus sechs Jahrhunderten kann man heute noch bewundern. Die Stadt blieb glücklicherweise von schwerwiegenden Bränden und Kriegsschäden verschont.

Pünktlich um 12 Uhr sind wir am Weserrenaissance-Rathaus, gerade rechtzeitig, um das Glockenspiel im Rathausgiebel mit Figurenumlauf und Melodie des Spottliedes auf Doktor Eisenbart zu sehen und zu hören. Wer kennt ihn nicht, den Wanderarzt und Operateur der Barockzeit. Er starb 1727 in Hann. Münden. Gemeinsam schauen wir uns noch weitere Sehenswürdigkeiten an, dann können alle einige Zeit so verbringen, wie sie Lust haben.

Flussabwärts kommen wir nun vorbei am Reinhardswald mit seinen vielen Eichen, der Sababurg – dem Dornröschenschloss, und der Trendelburg, von deren Turm Rapunzel ihr Haar herunterlässt. Wir fahren ein Stück der Deutschen Märchen­straße, die auf den Spuren der Brüder Grimm und ihren Märchen- und Sagengestalten von Hanau aus ca. 600 km nördlich bis nach Bremen führt.

Als nächstes besuchen wir Bad Karlshafen am Dreiländereck: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Die Straßen empfinden wir als ziemlich holprig. Der alte Barockhafen ist derzeit eine große Baustelle. Durch eine Schleuse wird der Hafen wieder an die Weser angeschlossen. Im Sommer nächsten Jahres soll alles fertig sein. Auf der Suche nach einer Tasse Kaffee bringen wir die Besitzerin eines Cafés wohl sehr in Bedrängnis. Wahrscheinlich macht sie das Geschäft des Tages. Auf Kuchen verzichten wir nach Begutachtung des Angebots.

Nach den vielen Eindrücken des Tages freuen wir uns aufs Abendessen. Heute bedienen wir uns am Büffet. Superlecker. Noch ein Gläschen Wein oder sonst was Gutes? Dann gute Nacht bis morgen. 

Dienstag, 30. August 2018 

Heute treffen wir uns erst um 9.30 Uhr am Bus, Grund, wir besuchen die Porzellan-Manufaktur im Schloss Fürstenberg und die Ausstellung öffnet erst um 10 Uhr. In der Manufaktur entsteht seit 1747 Porzellan, das immer auch die Zeit widerspiegelt, in der es entsteht. Die Perfektion bis ins Detail ist nur möglich, da auch heute noch der Großteil auf Handarbeit basiert. Entsprechend ist natürlich der Preis. Wir sind fasziniert, zeigt die Ausstellung dazu auch noch die passende Mode der entspre­chenden Zeit. Manche Porzellanform kommt uns sehr bekannt vor, so sahen ja unsere Hochzeitsgeschenke aus. Sind wir tatsächlich schon museumsreif? Erschreckend, wie die Zeit vergeht.

Bei der Weiterfahrt kommen wir auch durch das kleine Dorf Hajen, der Heimat unserer Reisebegleiterin. Sie erzählt uns einiges über das Dorfleben, auch wie sich die Bewohner für die Allgemeinheit einsetzen.

Unterwegs fällt immer wieder der Begriff „Domäne“. Doris klärt uns auf. Domäne ist die Bezeichnung für ein Landgut und zwar für einen Gutshof im allge­meinen, also ein herrschaftliches, landwirtschaftliches Anwesen, bzw. ein Rittergut, ein Gutshof, der zu den vom Landesherrn an einen in der Regel adligen Gutsherrn verliehenen Besitzungen gehört.

Wir kommen durch Bodenwerder, der Stadt des „Lügenbarons“ von Münchhausen. Die Geschichte vom Ritt auf der Kanonenkugel ist uns wohl allen bekannt. Natürlich hat sich die Geschichte – oder die Geschichten – seinerzeit ganz anders abgespielt. 

Dann erreichen wir Hameln. Von der Rattenfängerstadt haben wir natürlich alle schon gehört. In der Tourist-Information empfängt uns tatsächlich der Rattenfänger persönlich mit seiner Flöte. Auf lustige Art erzählt er seine Geschichte und lotst uns dann auf die Straße und in die „Unterwelt“, sprich der Straßenunterführung, Richtung Stadtmitte. Und wir folgen lachend dem Pfeifer und seiner Flöte. Auf der Straße sind überall kleine Ratten eingelassen. Natürlich hat sich die Geschichte von dem Ratten­fänger auch hier nicht so zugetragen, wie die Sage erzählt. Ein Stück noch folgen wir ihm, dann verlässt er uns und Doris übernimmt wieder die Stadtführung.

Nach einer Stunde Freizeit treffen wir uns am Marktplatz. Auch hier ist der Ratten­fänger wieder unterwegs. Mit Doris schauen wir uns auf dem Weg zum Hafen noch weitere Sehenswürdigkeiten an. Und dann ist es so weit: Das Schiff Holzminden steht bereit für eine Rundfahrt. Das Wetter ist einmalig schön. Wir genießen die Zeit auf dem Schiff und die schöne Sicht aufs Land. Möglich ist hier noch die Schifffahrt, weil das Wasser aufgestaut wird.

Auf der Rückfahrt nimmt uns Doris mit lustigen Geschichten „auf den Arm“. Wir sind nur noch am Lachen. Wollt Ihr wissen, wie das Wetter morgen wird? Klar doch. 

Man geht abends vor die Tür und schaut in den Sternenhimmel. Wenn am Tag

25 Grad Hitze waren, dann hat die Sonne den Krebs verbrannt. Das tut weh, sehr weh! Der Krebs kneift vor Schmerz den Stier in den Schwanz. Der Stier

rast die Milchstraße entlang, läuft der Jungfrau in die Arme. Die lässt vor

Schreck die Zwillinge fallen. Die Zwillinge fallen in die Waage. Die Waage

bekommt Übergewicht und die Zwillinge fallen heraus, dem Schützen in die

Arme. Der Schütze nimmt Pfeil und Bogen und schießt dem Wassermann in

den Bauch. Der kann nun das Wasser nicht mehr halten und es gibt Regen! 

Und so kommen wir bester Laune zum Abendessen zurück, zwar erst nach 19 Uhr. Aber das macht uns nichts und das Hotel wurde rechtzeitig informiert. Wir sind nun hungrig und lassen es uns natürlich wieder richtig gut gehen.

Anschließend dürfen wir noch die Kegelbahn in Beschlag nehmen. 

Mittwoch, 29. August 2018  

Um 9 Uhr sitzen wir wieder alle erwartungsvoll im Bus. Wir fahren durch Höxter,

werfen unterwegs einen Blick auf Schloss Corway, das seit Sommer 2014 zum Weltkulturerbe zählt. Wir sehen auch Schloss Fallersleben. Der Name Hoffmann von Fallersleben ist uns bekannt durch viele Lieder und Gedichte. Er ist auch Dichter unserer deutschen Nationalhymne. 

Einen kleinen Abstecher machen wir durch die Kreisstadt Holzminden, die Stadt der Düfte. Seit Jahrzehnten beherbergt die Stadt führende Unternehmen der Duft- und Aromenindustrie. Der mit seinen von Platanen umstandene histo­rische Markt­platz ist sehenswert. Und auf unserem Spaziergang kommen wir immer wieder an kleinen Säulen vorbei. Hebt man den Deckel an, kann man Düfte schnuppern. Um welche es sich dabei handelt, wird auch beschrieben. Was ganz Besonderes. 

Und dann erleben Wolfgang und wir, dass man auch hier „Pässe“ fahren kann. In vielen Kurven geht es hinauf zum Köterberg, mit seinen knapp 500 m Höhe auch der Brocken des Weserberglands genannt. Es ist zwar etwas diesig, aber trotz allem haben wir einen herrlichen Rundblick. Wir genießen Wind und Sonne, und die Hungrigen können auch Würstchen futtern. 

Weiter geht die Fahrt. Wir kommen durch Elbrinxen, auch Storchendorf genannt. Es gibt zwar viele Storchennester, aber leider ist nur noch ein Storch zu sehen. Wahr­scheinlich sind die anderen schon Richtung Süden gestartet. 

Nun kommen wir nach Bad Pyrmont, dem niedersächsischen Staatsbad. Ihren Weltruf verdankt die Stadt u.a. den vielen Naturheilquellen und auch ihrem Schonklima. Sie hat schon eine besondere Ausstrahlung. Wir werfen einen Blick in den Kurpark, einem Meisterwerk der Gartenkunst und machen einen Rundgang auf der Schlossinsel um das Schloss. Im Schlosshof finden alljährlich viele Veranstaltungen statt. Von oben können wir auch einen Blick auf den herrlichen Palmengarten werfen. Durch die Katakomben kommen wir wieder zurück zum Ausgang. Heute ist es sommerlich heiß und auch schwül. Durch die untere Hauptallee, entlang dem Wasserlauf mit dem Platz der „Vier Jahres­zeiten“ kommen wir wieder zum Bus. 

Der Nachmittag gehört der Hämelschenburg. In dem stilvoll eingerichteten Rittersaal im ehemaligen Gutshof gegenüber der Burg, gibt es für alle zuerst einmal Kaffee und Kuchen. Wer Lust hat, kann auch noch im Museumsshop einkaufen. 

Die Hämelschenburg ist eine Burg mit drei Flügeln, Graben und Brücke, ein Wasser­schloss, das in der Höhe der Weserrenaissance errichtet wurde. Sie ist heute noch eine in sich geschlossene Anlage. Doris führt uns durch die historischen Räume, die mit den originalen Möbeln, Gemälden usw. ausgestattet sind. Sie berichtet natürlich auch über die jeweiligen Bewohner, eine interessante Zeitreise durch sechs Jahrhunderte. Unterwegs haben wir zuweilen erfahren, wie manche Begriffe entstanden sind, so z.B. „etwas auf die hohe Kante legen“, oder „die Kurve kratzen“. Bei einem herrschaftlichen Ehebett mit Vorhängen davor fragt sie uns, wisst Ihr eigentlich woher der Begriff „Gardinenpredigt“ stammt? In den Burgen gibt es ja keine Flure, die Bewohner gehen halt alle auch am Bett vorbei. Zuweilen sind die Gardinen zugezogen, weil die Eheleute ungestört sein wollen. Nein, nicht was Ihr denkt, meint Doris. Unstimmigkeiten werden hinter zugezogenen Gardinen, ohne Zuschauer, bereinigt. Daher „Gardinenpredigt“. Das wäre vielleicht auch heute noch manchmal nachahmenswert?

Über die Ottensteiner Hochebene fahren wir ins Hotel zurück.

Leider müssen wir uns heute von Doris verabschieden, die uns in den drei Tagen so viel gezeigt und erklärt hat. Ihr umfangreiches Wissen, die Erklärungen und auch die lustigen Geschichten zwischendurch haben uns sehr beeindruckt. Viel haben wir von ihr über ihre Heimat erfahren. Ganz herzlich bedanken wir uns bei ihr. 

Heute wird zum Abschluss im Pavillon des Hotels gegrillt. Salate, Beilagen, Fleisch, Würstchen, Fleischküchle, alles was das Herz begehrt, stehen zum Zugreifen bereit. Und Nachtisch gibt es auch noch. Ziemlicher Wind kommt jetzt auf, die Seitenwände des Pavillons werden mit Stoffbahnen geschlossen. Und dann „kann der Wasser­mann tatsächlich das Wasser nicht mehr halten“. 

Gute letzte Nacht. Morgen heißt es früher aufstehen als sonst. 

Donnerstag, 30. August 2018  

Draußen ist es nass, es nieselt. Ab 6.30 Uhr dürfen wir schon frühstücken – und die meisten sind um diese Zeit auch schon da. Man will doch nochmals alles in Ruhe genießen.

Um 8 Uhr heißt es Koffer einladen, 8.15 Uhr Abfahrt. Pünktlich ist es von oben runter trocken. Dann rollt unser Bus aus dem Hotel-Parkplatz.

Ja, warum müssen wir heute so zeitig wegfahren? Ruth verrät nun eine weitere Überraschung. Wir fahren nach Oppenheim am Rhein und sind dort beim Weingut Müller um 13 Uhr zu einer Planwagenfahrt mit Weinproben durch die Weinberge angemeldet. Da ist das zeitige Aufstehen schnell vergessen.

Pünktlich kommen wir am Parkplatz an. Leider dürfen die Planwagen, wie ursprüng­lich ausgemacht, nicht zum Bus kommen, behördliche Anordnung, auch zum Ärger von Familie Müller. Frau Müller zeigt uns den Weg zum Weingut und zu den Planwagen. Es ist nicht sehr weit, ca. 10 Minuten zu Fuß. Zum Glück ist es eben. Aber einigen fällt der Weg halt doch schwer. Drei Planwagen mit jeweils einem Traktor davor stehen bereit. Wolfgang will nicht mitfahren, er bekommt aber gleich am Bushalt sein Vesper, damit er uns nicht verhungert.

Bunt zusammengewürfelt verteilen wir uns in die drei Wagen. In jedem Wagen stehen genügend Getränke bereit zur Selbstbedienung. Zum Beispiel zur Begrüßung ein Prosecco, sehr süffig, ein Riesling halbtrocken, ein Rosé Feinherbst Spätburgunder usw., und Traubensaft. In jedem Planwagen geht es gleich recht lustig zu. Wir können trinken und probieren, soviel wir wollen. Nachschub steht unter dem Tisch. Schwierig ist das Eingießen in die Gläser bei dieser Wackelei, und natürlich auch das Trinken. Zum Glück gibt Weißwein keine Rotweinflecken! Wir fahren, besser gesagt, holpern durch die Weinberge mit teilweise herrlichem Blick auf Oppenheim und den Rhein. Dann ist Vesperpause. Es gibt „Worscht, Weck und Woi“, oder auch Käsewecken. Zum großen Stück Fleischwurst kann man auch Senf haben. Und ausgehungert wie wir sind … es schmeckt halt prima. Dann fahren wir noch ein Stück weiter und beim Oppenheimer Krötenbrunnen gibt es nochmals eine Leckerei: Besonderen Rotwein, Baguette und Käsestreifen. Und dazu eine tolle Aussicht.

Dann fahren wir zum Ausgangspunkt zurück. Wolfgang wird von unterwegs ange­rufen und so steht er bei Ankunft unserer Planwagen schon mit dem Bus bereit. 

Sehr gut aufgelegt sitzen wir nun wieder im, zugegeben bequemeren Bus. Nun geht es zur letzten Überraschung der Reise: Um 18 Uhr sind wir in der Gaststätte Krone in Oberstenfeld-Gronau angemeldet. Für alle gibt es Krustenbraten, Spätzle, Weckknödel, Soße und einen Salatteller. Dazu sind noch zwei Getränke im Preis inbegriffen, alles noch aus der Reisekasse.  Der Wirt weist uns extra darauf hin, dass das Sößle mit Zwetschgen abgeschmeckt wurde. Wir sind zum ersten Mal in dieser Gaststätte, das Essen schmeckt wirklich gut, die Leute sind nett, es sieht auch alles gemütlich aus. Wir werden uns das Haus gut merken. 

Nun kommt die Heimat immer näher. Im Namen der ganzen Gruppe bedankt sich Ruth bei Wolfgang, der wirklich die wichtigste Person der ganzen Reise ist, für die tolle, sichere Fahrt und für die wie immer beste Zusammenarbeit, und auch bei Ingrid, die als „Busstewardess“ bei der Getränkeverteilung wohl einen ziemlichen Fußmarsch hinter sich bringen musste. Und dann sind natürlich alle gespannt, denn „nach der Reise ist vor der Reise“: Wo geht die Augustfahrt im Jahr 2019 hin? Wir fahren ins Salzkammergut nach Hintersee. Freude kommt auf, denn den familiären Gasthof kennen schon einige von unserer letzten Adventsfahrt. 

Rommelshausen kommt in Sicht, die ersten steigen aus, dann geht es weiter nach Stetten. An der Haltestelle Endersbacher Straße wird der Bus leer. Wolfgang fährt alleine weiter ins Depot. Wir sind glücklich und zufrieden, dass alles wieder so gut geklappt hat. 

Das Weserbergland ist für uns nun keine Gegend mehr mit drei Fragezeichen. Die schönen Städte mit den vielerlei Fachwerkhäusern, Burgen, Schlössern, überhaupt die ganze Landschaft, von der wir ja nur einen Teil kennen lernen konnten, ist mehr als eine Reise wert.  

Ruth Böckeler