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Landfrauen und Landmänner fahren von Sonntag, 27. August bis Donnerstag, 31. August 2017 in die Lüneburger Heide.

25.09.17 Moor, Windmühle, blühende Heide, Heidschnucken, Kutschfahrt - viele schöne Erlebnisse warten auf uns.

 

Sonntag, 27. August 2017

In Rommelshausen steigen die letzten Mitreisenden zu, das Gepäck ist verstaut, der Bus voll besetzt. Kurz vor 7 Uhr starten wir in den ruhigen Sonntagmorgen. Autos sind kaum unterwegs, was natürlich auch für Ercan, unseren Busfahrer, sehr angenehm ist. „Man“ kennt sich, niemand fühlt sich fremd. Die wenigen „Neuen“ werden sofort in die Gruppe integriert.

Wo werden wir heute frühstücken? Dieses Mal sind wir bei der Distelhäuser Brauerei in der Alten Füllerei in Tauberbischofsheim angemeldet. Nach knapp 2 Stunden Fahrt freuen wir uns alle auf frischen Kaffee. Wurst, Käse, Butter, Marmelade, Brötchen, Brot, eben alles, was nach dem zeitigen Aufstehen anmacht und gut tut, steht bereit. 

Gegen 10 Uhr sitzen wir alle satt und gut gelaunt wieder im Bus. Ingrid teilt die obligatorischen „Kreislauftropfen“ aus, sprich kleine Fläschchen Sekt. Für Getränke an Bord sorgt sie zuverlässig, wie immer.

Endlich erfahren wir von Ruth, was uns heute alles erwartet. Wir sorgen uns schon, dass wir unterwegs hungern müssen. Aber das wäre bestimmt das erste Mal. Im Reisepreis sind eigentlich alle Kosten berücksichtigt. Zuweilen ist es aber doch vor­teilhafter, wenn man für sich bestellen und bezahlen kann. Und daher gibt es für alle einen Umschlag mit Taschengeld. Das kann schon genutzt werden bei der Mittags­pause in der Raststätte Göttingen. Der eine hat halt mehr, der andere weniger Hunger.

Um 13.40 Uhr geht die Fahrt weiter Richtung Norden. Dieses Mal gibt es unterwegs nicht den gewohnten Buskaffee. Viel besser: Wir sind im Beerenhof Schliephake in Altenwahlingen, in der Nähe von Soltau, angemeldet, bekannt durch seine großen Heidelbeer-Plantagen. Eine andere Reisegruppe besetzt leider noch die Kaffee­terrasse. Was tun? Kurz entschlossen ziehen wir die Besichtigung der Beeren­anlage mit dem Chef des Hauses vor. Nach der Fahrt im Bus eigentlich von Vorteil. Herrlich bequem geht es sich auf den weichen Wald- und Sandwegen. Vorbei an einem kleinen Weiher mit blühenden Seerosen sind wir schon mitten in der großen Plantage. Die Kultur-Sträucher sind erstaunlich hoch. Wir dürfen frisch vom Strauch pflücken und futtern, was wir Lust haben, ohne uns groß zu bücken. Herr Schliep­hake erzählt uns von den verschiedenen Beerensorten, von seinen Erntehelfern, hauptsächlich aus Osteuropa, die während der Saison auf dem Hof leben. Ein informativer, herrlicher Rundgang. Nun sind für uns die Tische gedeckt und es gibt Heidelbeerkuchen mit Sahne und noch ofenwarmen Kuchen mit Vanilleeis. Wunderbar. Im Hofladen werden schon die ersten Einkäufe wie Beerenwein usw. getätigt.

Nur noch ca. 30 km trennen uns nun vom Jeddinger Hof. Frau Vollmer, die Geschäftsführerin, begrüßt uns im Bus und liest die Zimmerbelegung vor. Mit einem Glas Sekt/Orange auf dem Parkplatz werden wir empfangen und Leute vom Hotel mit Nummerntafeln und unseren Schlüsseln weisen dann den Weg. Wie ein Kometen­schweif ziehen wir unseren „Wegweisern“ hinterher durch die kleinen Wege zum jeweiligen Hauseingang. Die Gästehäuser haben nur Erd- und Dachgeschoss. Parkähnlich angelegt und ruhig ist die ganze Hotelanlage, mit einem kleinen Teich, Sportanlagen und Kinderspielplatz.

Gleich geht es zum Abendessen im Hotel-Restaurant. Also gut den Weg einprägen, damit wir auch nachher bei Dunkelheit wieder den richtigen Hauseingang finden.

Ein vielseitiges und sehr schmackhaftes Büffet erwartet uns. Noch ein bisschen plaudern, dann macht man sich auf den „Heimweg“. Nach dem langen Tag heißt es dann ab ins gemütliche Bett, Decke über die Ohren und erholsamen Schlummer.

 

Montag, 28. August 2017

Schönen guten ersten Morgen in der Heide. Ab 7 Uhr ist das Frühstücksbüffet gerichtet – und natürlich sind die ersten Frühaufsteher schon da. Vieles aus der Region, große Marmeladenauswahl, hausgemacht, Brötchen, Butter, halt alles was das Herz begehrt, steht bereit. Die gekochten „freilaufenden“ Eier, mit noch herrlich weichem Eigelb sind begehrt.

Moin! Um 9 Uhr treffen wir uns am Bus mit unserer Reiseleiterin Hanna Tamke, einem „echten Kind der Heide“. Wir sind uns sofort sympathisch. Mit ihr werden wir drei interessante Tage im Norden verbringen.

Unser Vormittagsziel ist heute das Tister Bauernmoor. Seit Generationen wurde dort Torf abgebaut, früher nur für die bäuerlichen Betriebe, ab 1931 jedoch zur gewerb­lichen Nutzung. Ab 1999 wurde der Torfabbau gestoppt und verboten. Seit 2000 gehört das Tister Moor zum EU-Vogelschutzgebiet. Kein öffentlicher Weg führt durch das Moor.

Der Verein Moorbahn Burgsittensen e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Teilen das Moor für die Bevölkerung wieder zugänglich zu machen. Alles in ehrenamtlicher Arbeit. Mit der Moorbahn dürfen wir heute durchs Moor fahren und der Zugführer erzählt uns viel über die Entstehung des Moors, der einmaligen Pflanzen- und Tierwelt. Auch wie gefährlich und tückisch das Moor ist. Von einer Aussichtsplattform können wir weit über die Moor- und Wasserflächen schauen, leichter Dunst liegt noch über der Landschaft. Viele Vögel sind heute nicht zu sehen, es ist noch nicht die Zeit dafür. Tausende von Kranichen rasten hier auf der Durchreise von Skandinavien in den Süden. Das muss ein einmaliges Erlebnis sein. Seeadler gibt es hier, viele Arten von Gänsen, Graureiher, Libellen, jede Menge und Arten von Fröschen und Reptilien. Beeindruckt kommen wir nach 90 Minuten wieder zum kleinen Bahnhof zurück.

Die Damen des Vereins haben für uns feine Hochzeitssuppe gekocht. Die kommt in Terrinen auf die Tische, Brötchen dazu. Alles zum satt essen. Natürlich greifen wir herzhaft zu.

Der Nachmittag führt uns zur Brockeler Mühle, einem Galerieholländer, gebaut 1860. Auch hier sorgt ein ehrenamtlicher Verein für den Erhalt der Mühle, der Mühlenverein Brockel e.V. Es ist bewundernswert, was die Leute auch hier geleistet haben und heute noch leisten. Bei einer Führung durch die verschiedenen Stockwerke erfahren wir viel über die Mühle, Bauweise, Arbeitsweise, Mahlgang, Mühlstein und noch vieles mehr. Modellbauten der Mühle sind zu sehen. Man spürt die Begeisterung. Auch die renovierte Dampfmaschine wird uns vorgeführt. Von der Galerie aus hat man einen herrlichen Rundblick über die Landschaft. Im Mühlenmuseum kann man Interessantes über Bienenzucht, Torfabbau erfahren aber auch landwirtschaftliche Groß- und Kleingeräte sehen.

Reiseleiterin Hanna hat uns ja schon etwas angedeutet von „Landfrauenkuchen“ mit Kaffee. Was uns aber hier in der Mühle geboten wird, sagenhaft. Torten und vielerlei Kuchen stehen bereit zum Sattessen. Ihre Schwester Renate mit Team verwöhnt uns mit den Leckereien.

Dann gibt es noch eine „Schulstunde wie sie früher üblich war“. Im Mühlenmuseum  haben wir schon Schülerpulte entdeckt, wie wir sie zum Teil aus eigener Schulzeit noch kennen. Hanna sucht sich ihre Schülerinnen und Schüler aus. Alle anderen der Gruppe sind Zuschauer. Die „Mädchen“ bekommen eine Schürze und Schleifchen ins Haar, die „Buben“ Hosenträger. Unsere Brigitta wird besonders schön heraus­geputzt, was ihr natürlich prompt einen Tadel der Lehrerin einbringt. „Guten Morgen Frau Lehrerin“ – „Fräulein bitte“. Unsere Fingernägel werden zum Glück nicht beanstandet. Wir dürfen unsere Namen in „alter Schrift“ auf Tafeln schreiben, das „kleine Einmaleins“ wird abgefragt. Und bitte nicht ungefragt antworten, mit der Hand aufzeigen, nicht schnipsen! Auch hier zeigt es sich wieder wie früher: Die Mädchen sind einfach ehrgeiziger. Und die Buben hinten haben Rechenprobleme. Die Schulstunde entwickelt sich einfach so aus dem Stegreif. Könnt Ihr mir einen Fluss nennen? D‘r Haldenbach. Wir lachen Tränen. Wenn Lachen das Leben verlängert, heute haben wir wieder einiges dafür getan. Ein herrlicher Tag. 

Im Hotel erwartet uns ein „Heidebüffet“, eine große Auswahl an typischen Gerichten aus der Heide, zum Beispiel auch ein superzarter Heidschnuckenbraten. Wer die Wahl hat … alleine die vielerlei Vorspeisen!

Zur Überraschung und Unterhaltung führen fünf Paare der Landjugendgruppe ver­schiedene Volkstänze vor. Die begleitenden Damen unterhalten uns zwischendurch mit lustigen Geschichten.

Heute sind wir nicht so müde. Der Abend ist noch herrlich mild, dass man sogar vor dem Hotel im Freien sitzen kann.

 

Dienstag, 29. August 2017.

Der heutige Tag gehört überwiegend der Hansestadt Bremen, die nur gut 60 km von uns entfernt ist. Auf der Fahrt fallen uns die riesigen Flächen mit Maisanbau auf. Ist das alles Futtermais? Nein, klärt uns Reiseleiterin Hanna auf, der Mais dient über­wiegend der Energie-Gewinnung, also der Erzeugung von Biogas. Hohe Pacht­erträge werden von außerhalb den Bauern für die Felder geboten, daher kommen die Milchbauern in große Nöte, sie können mit den hohen Preisen nicht mithalten. In Wittorf, einem Teilort von Visselhövede, gibt es derzeit nur noch vier Vollerwerbs­bauern. So sterben die einheimischen Höfe aus. Wildschweine freuen sich an dem großen Maisangebot und werden zur Plage. Durch die Monokultur gibt es so gut wie kein Niederwild mehr. Auch Bienen und Insekten geraten in Nahrungs­not. Bedauerlich.

Hanna liest uns das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten vor. Wir merken, es gibt ziemliche Erinnerungslücken.

Nun erreichen wir Bremen. Die Stadt wurde im Krieg zu 62 % zerstört. Der Stadtstaat ist natürlich von Seefahrt und Handel geprägt. Nahrungs- und Genussmittel (Kakao, Schokolade, Kaffee, sogar Bier), wichtiger Standort der Hochtechnologie, Luft- und Raumfahrt, Automobilbau. Die Firma Daimler ist der größte Arbeitgeber der Stadt.

Der Bus darf nicht bis zum Marktplatz fahren, aber weit dort hin haben wir es nicht. Nun stehen wir vor dem schönen Rathaus. Es gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik in Europa und wurde 2004, zusammen mit dem Bremer Roland, zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Die Statue des Roland ist insgesamt 10 m hoch und symbolisiert seit 1404 die Freiheitsrechte der Stadt.

Natürlich müssen wir uns die Bremer Stadtmusikanten, das wohl bekannteste Wahrzeichen Bremens, anschauen. Die Bronzestatue erinnert seit 1953 an der linken Seite des Rathauses an das Märchen der Brüder Grimm. Eigentlich haben Esel, Hund, Katze und der Hahn nie die Stadt erreicht. Viele Gäste umfassen die Vorderbeine des Esels, damit ein Wunsch in Erfüllung geht. Die sind schon ganz blank. Der arme Kerl.

Nun geht es weiter zum St. Petri Dom. Über 1200 Jahre alt ist das Bauwerk. Sein frühgotisches Gepräge erhielt der Dom in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Bemerkenswert sind auch seine Orgeln.

Daneben im Bibelgarten können wir viele Pflanzen, die in der Bibel erwähnt werden, anschauen. Ein ausgelegtes Faltblatt erläutert die Pflanzen und deren Bibelstellen. 

Nun teilt sich die Gruppe. Die besseren Marschierer besuchen mit Hanna das bekannte Schnoorviertel. In Bremens ältestem Stadtteil stehen die reizvollen kleinen Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert alle unter Denkmalschutz. Hier arbeiten Künstler, Goldschmiede und Galeristen. Kunstvolle Brunnen und Plastiken sind zu bestaunen. Faszinierend die kleinen originellen Läden. Man könnte hier viel Zeit verbringen.

Die andere Gruppe spaziert durch den Obst- und Gemüsemarkt. Natürlich gibt es auch Wurst, Käse, Brot, einen Stand mit Grillwurst und vieles mehr. Der Duft von frischem Obst zieht in die Nase. Nein, wir haben noch keinen Hunger!

Die berühmte Böttchergasse ist nicht weit weg. Die müssen wir natürlich wieder alle sehen. Diese Fußgängerpassage ist nur etwa 100 m lang, gilt aber als „heimliche Hauptstraße“ Bremens. Hier ist das Kunsthandwerk zuhause. In der Bremer Bonbon-Manufaktur kann man frische Bonbons kaufen. Das vergoldete Relief „Der Licht­bringer“ schmückt das Eingangstor.

Und hier treffen beide Gruppen Punkt 12 Uhr wieder zusammen, denn da können wir das Glockenspiel aus 30 Meißener Porzellanglocken hören und sehen. Zu Seemanns- und Volksliedern drehen sich im Turm nebenan zeitgleich 10 Bildtafeln, die jenen Entdeckern und Abenteurern gewidmet sind, die den Ozean überquerten – sei es per Schiff oder auch zur Luft.

Nun haben alle 2 Stunden Zeit zur freien Verfügung, zum Einkaufen, etwas essen, oder sich noch etwas genauer umzusehen.

Um 14.15 Uhr treffen wir uns wieder mit Hanna beim „Roland“ und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Bus. Wir sind ja nicht die einzigen Touristen, weitere Busse stehen schon an der Haltestelle. Ercan muss eine Ecke weiter fahren. Aber wir sind ja alle beisammen und das Einsteigen geht recht schnell. Bremen ist eine wunderschöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Wir konnten mal rein­schnuppern und sind begeistert, zufrieden und auch ein bisschen müde.

 

Nur wenige Minuten entfernt von unserem Hotel erwartet uns nun noch eine weitere Über­­raschung: Der Garten von Frau Gester in Wittorf. Parkähnlich angelegt ist der länd­liche Garten mit Beeren, Stauden, Pergolen, alten Bäumen, vielen gemütlichen Sitzecken, Hecken, kleinen Kunstwerken. Und sogar Hühner gibt es und eine dreibeinige Katze. Frau Gester ist eine Nachbarin unserer Reiseleiterin Hanna. Sie heißt uns herzlich willkommen und führt uns in ihren Garten. Wir fühlen uns gleich wie zuhause. Tische und Bänke stehen im Gras, bereit für einen Kaffee-Nachmittag bei Freunden. Wir lernen Hannas Tochter und ihre beiden Enkel kennen und – wir kennen uns doch schon vom Vortag – ihre Schwester Renate. Eine Riesenauswahl an Kuchen steht wieder bereit, und wir lassen uns nicht lange bitten. Es ist alles so gemütlich familiär. Nun können wir mit Frau Gester durch den Garten wandern oder auch auf eigene Faust, weil wir ja eine große Gruppe sind. Jeder Winkel des Grundstücks strahlt die Liebe der Besitzerin aus. Der Garten bedeutet für Frau Gester Lebens­inhalt, Freude. Als ihr Mann noch lebte, pflegten sie den Garten gemeinsam. Wir genießen diese Idylle, sie tut richtig gut.

Nach kurzer Fahrt sind wir wieder im Hotel. Um 19 Uhr steht das Abendbüffet bereit. Unter vielem anderem gibt es heute butterzarten Hirschkalbsbraten mit einem super­leckeren Blaukraut.

Der milde Abend verführt zum draußen sitzen. Ein wunderschöner Tag geht zu Ende.

 

Mittwoch, 30. August 2017.

Und wieder begrüßt uns ein sonnig warmer Tag. Mit dem Wetter haben wir schon großes Glück. Heute fahren wir um 8.45 Uhr weg. Rechtzeitig wollen wir am Schaf­stall sein, wenn die Heidschnucken ins Freie dürfen. Aber vorher machen wir noch einen Abstecher nach Schneverdingen. Den bekannten Heidegarten im Landschafts­schutz­gebiet Höpen müssen wir uns unbedingt anschauen. Die Heide steht derzeit in voller Blüte. Rund 180 verschiedene Heidearten sind dort zu sehen. Von Fotos ist das kreisrunde Hauptbeet den meisten von uns schon bekannt. Aber jetzt, das Rondell direkt vor uns, sind die Farben noch viel beeindruckender und fast atem­beraubend. Dass es so viele Nuancen von rosa bis zum dunklen lila gibt, muss man selbst gesehen haben. Vom Aussichtsturm haben wir einen herrlichen Überblick über den gesamten Heidegarten.

Nun aber weiter zum Schafstall mitten in der Heide. Heidschnucken sind sehr genüg­sam und für die Pflege der Heideflächen unersetzlich. Ohne sie könnten die größten Heideflächen Europas nicht erhalten werden. Durch den ständigen Verbiss von aufkommenden Gehölzen, Gräsern und dem Heidekraut selbst bleibt die Pflanze kurz. Die Nacht verbringen die Heidschnucken im Stall. Jetzt warten sie ungeduldig, dass das Tor aufgeht. Eigentlich erwarten wir, dass sie ungestüm ins Freie stürmen. Aber nein, brav warten sie hinter dem Gatter, bis Schäfer und Hund den Weg frei geben. Dann geht es aber los ins Gelände. Bald sieht man sie nur noch von hinten. Bis Ende Oktober dürfen die Tiere ins Freie, dann geht es ins Winterquartier. Nur noch 8 Schäfer ziehen mit den Heidschnucken durch die Heide – es sollten noch etliche mehr sein …

Und wir wandern wieder zurück zum Bus. Nächste Station: Undeloh. Unser Ziel ist zur Mittagszeit der Wilseder Berg, mit 169 m die höchste Erhebung in der Lüne­burger Heide, mitten im Naturschutzgebiet gelegen. Busse und Autos dürfen nicht rauf fahren. Den Berg müssen wir jedoch nicht „erklimmen“. Drei Pferdekutschen warten auf uns. Aber auch da muss man erst rauf kommen. Mit Ziehen und Schieben schaffen es aber alle. Dann geht die holprige Fahrt durch Wald und Heide. 45 Minuten später sind wir in Wilsede. In der „Milchhalle“ können wir etwas essen. Kartoffeln mit Quark sind der Renner. Schmeckt einfach herrlich. Noch etwas Frei­zeit, dann besteigen wir wieder unsere Kutschen. Eine andere Strecke führt uns nach Undeloh zurück. Das macht schon Spaß, so mit der Kutsche durch die Landschaft zu fahren. In Undeloh gibt es noch etwas Freizeit. Wer Lust hat, kann mit Hanna eine kleine Wanderung ins Radenbachtal unternehmen. Verschiedene Stände mit Honig und weiteren Erzeugnissen aus der Heide verführen natürlich zum Einkaufen. Auch wenn Ruth schon auf der Hinfahrt gewarnt hat: „Heidekartoffeln sind zwar herrlich, aber wenn Ihr welche kauft, müsst Ihr entweder auf der Heimfahrt drauf sitzen oder die Füße drauf stellen, denn der Kofferraum ist voll“ fährt so manche Kartoffeltüte unter dem Sitz mit in die Heimat.

Kein Tag natürlich ohne Kaffeepause. In Inzmühlen kehren wir auf dem Cassenshof ein. Der Bio-Hof ist seit Generationen in Familienbesitz. Aus eigenem Anbau werden Obst, Kartoffeln, Gemüse, frische Landeier usw. angeboten. Und für uns gibt es feine Heidel­beerkuchen mit Kaffee. Gemütlich können wir draußen sitzen. Natürlich kann man im Hofladen auch einkaufen. Wo bringen wir nur die ganzen Schätze unter???

Auf dem Rückweg zum Hotel erzählt uns Hanna noch vom sehr bewegten Leben des Heidedichters Hermann Löns, uns ja allen bekannt. Auch nach seinem Tod wurde er noch mehrmals umgebettet, bis er endlich seine letzte Ruhe fand. Auf Plattdeutsch liest uns unsere Reiseleiterin einige Gedichte vor. Und als sie das Lied „Rosemarie, Rosemarie, sieben Jahre …“ anstimmt, singen wir alle mit. Und unsere Rose freut sich über „ihr“ Lied. So geht die Fahrt mit viel Erzählen und Gelächter zu Ende. Leider mit einem Wermutstropfen: Wir müssen uns von „unserer“ Hanna verab­schieden, die uns so viel von ihrer Heimat vermitteln konnte, die für unser „Kuchen­wohl“ sorgte und uns einfach wunder­­schöne Tage bereitet hat.

Nach dem Abendessen muss man leider schon ans Kofferpacken denken. Wie die letzten Abende, so ist auch dieser noch angenehm mild. Doch Wolken ziehen auf, und ein plötzlich aufkommender Regenschauer überrascht unsere Spätheimkehrer.

 

Donnerstag, 31. August 2017.

Noch ein letztes Frühstück dürfen wir genießen. Ab 8.15 Uhr werden die Koffer im Bus verstaut. Frau Vollmer verabschiedet unsere Gruppe im Bus und um 8.30 Uhr starten wir Richtung Heimat. Das schöne Wetter, das uns die ganzen letzten Tage so verwöhnt hat, nimmt auch Abschied.

Um 9 Uhr machen wir nochmals Zwischenstation im Beerenhof Schliephake. Für den Buskaffee auf der Rückfahrt haben wir nämlich frischen Heidelbeerkuchen bestellt. Heute wäre der Rundgang durch die Plantage kein so großes Vergnügen. Es nieselt.

Der kurze Stopp bietet sich als letzte Möglichkeit an, um noch Körbchen mit Heidel­beeren, Marmelade und Beerenwein zu kaufen.

Unterwegs gießt es zuweilen kräftig. Aber Ercan gelingt es, immer in einer Regenpause eine Raststätte anzusteuern. Glück muss man halt haben. Und unseren Buskaffee mit dem frischen Heidelbeerkuchen – diesmal natürlich ohne Sahne – können wir auch ohne Regenguß genießen.

Zum Abschieds-Abendessen kehren wir, wie schon oft, wieder im „Lindenhof“ in Radwang ein. Es gibt für alle Schweinelendchen im Speckmantel, Pfifferling-Rahmsoße, Weckknödel und Salatteller. Zum Nachtisch Eis mit Sahne. Es ist ein Abschiedsessen in zwei­facher Hinsicht. Familie Hassold gibt ihr Restaurant aus familiären Gründen auf. Schade. Sie haben uns immer verwöhnt. Wir waren gerne dort. So fällt der Abschied auch etwas traurig aus. 

Wie immer vergeht die restliche Heimfahrt wie im Flug. Ein herzliches Dankeschön rundum. Und natürlich die obligatorische Frage: Wohin fahren wir im nächsten Jahr?

Dann machen sich schon die ersten der Reisegruppe bereit zum Aussteigen, Rommelshausen, dann Stetten Volksbank, an der Endersbacher Straße wird der Bus leer. Auf Wiedersehen, gutes Heimkommen, letzte Umarmungen. Und alle kommen trocken nach Hause.

Hanna meinte, wir seien eine ganz tolle Gruppe. SIE HAT RECHT. 

 

Ruth Böckeler