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Adventsfahrt nach Brixen in Südtirol vom 9. bis 12. Dezember 2018

04.01.19 Ahrntal, Grödnertal, Dolomiten, verschneite Landschaften, Weihnachtsmärkte - da kommt Weihnachtsstimmung auf.

 

Sonntag, 9. Dezember 2018.

Regen und Sturm sind fürs Wochenende angesagt. Was uns wohl bei der Abfahrt erwartet? Alle kommen wir trocken zum Bus. Rommelshausen verabschiedet uns in weihnachtlichem Lichterglanz. Kernen schläft noch, aber wir sind natürlich hell wach und neugierig auf das, was uns die nächsten Tage erwartet.

Heute brauchen wir keine Knoppers oder ähnliches, um den Magen bei Laune zu halten. Die Wartezeit bis zum Frühstück dauert kaum eine Stunde. Im Landgasthof Deutsches Haus in Weilheim-Kaltenwang sind wir heute angemeldet. Wir waren schon einmal dort, aber das Frühstück ist eine Premiere.

Welch eine angenehme Überraschung. Ein wunderschöner Weihnachtsbaum steht im Vorraum und beim Anblick des umfangreichen Büffets läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Da bleiben keine Wünsche offen. Und was herrlich ist: Wir können alles in Ruhe genießen, ohne Zeitdruck. Also die richtige Einstimmung für unsere Adventsfahrt.

Unterwegs begleiten uns Regen und Schnee. Die Berge sind weiß. Bei der Fahrt über den Fernpass erleben wir ein Wintermärchen.

Für eine längere Mittagspause steuern wir die Raststätte an der Europabrücke an. Leider hat das dortige Gasthaus geschlossen. Aber wie oft hat uns Ruth schon angedroht: Als Überraschung geht es zu McDonald. Heute wird es Wirklichkeit. Der Not gehorchend …

Nur noch 1 ½ Stunden Fahrzeit und wir kommen am späten Nachmittag zu unserem Hotel Angerer in Brixen. Im Mai 2014 waren „nur wir Landfrauen“ schon einmal dort. Seinerzeit hat es uns gut gefallen. Einige Modernisierungen und Umbauten gab es in der Zwischenzeit. Der Empfang durch die Familie Angerer ist genau so herzlich, wie damals. Die Schlüssel werden verteilt, Zimmerbezug, und dann treffen wir uns alle in der Bar im Untergeschoss zu einer Tasse Kaffee.

Abendessen gibt es um 19 Uhr, ein Vier-Gang-Menü: Melone mit Schinken, Spaghetti mit Tomatensoße, Kümmelbraten mit feiner Soße, Reis und Gelbe Rüben und zum Nachtisch Panna cotta mit Fruchtpüree.

Einige von uns treffen sich noch an der Bar. Schön ist es, dass wir das Haus für uns haben. Aber „der Bettzipfel“ ruft dann doch nach dem langen Tag. 

Montag, 10. Dezember 2018.

Gut gestärkt von Angerers Frühstücksbüffet starten wir um 9 Uhr zu unserem ersten Ausflugstag. Mit Reiseleiter Meinrad fahren wir Richtung Norden ins Puster-und Ahrntal. Am Anfang gibt es noch Weinbau. Wir erfahren, dass am Rande der Weingärten Rosenstöcke gepflanzt werden. Rosen reagieren empfindlich auf Krankheiten und Schädlinge und zeigen früh einen Befall an. So kann man die Reben rechtzeitig schützen. Meinrad erzählt uns viel über die Geschichte Südtirols und auch über die sozialen Verhältnisse. Dass die Südtiroler keine Italiener sein wollen, ist uns natürlich bekannt. In den Schulen wird Deutsch und Italienisch unterrichtet, die Kinder wachsen also zweisprachig auf. Ältere Herrschaften über 70 Jahre dürfen für einen Kostenbeitrag von 20 Euro das ganze Jahr über Bus fahren. Auch sonst erfahren Ältere etliche Vorteile. Für Notleidende, auch Opfer von Naturkata­strophen, wird gerne gespendet. Aber es wird mit Bedacht vorgegangen. Zum Beispiel wurde für Opfer von Erdbeben und Überschwemmungen gesammelt. Für das gespendete Geld wurden jedoch Fertighäuser für die Notleidenden gekauft. So wurde sichergestellt, dass die Spendengelder nicht in falschen Kanälen versickerten.

Dem Fluss Rienz entlang fahren wir Richtung Bruneck und kommen an einigen Stauseen vorbei. Bei Bruneck liegt das bekannte Skigebiet Kronplatz, wir können die Pisten vom Bus aus sehen. Der Kronplatz ist ein 2275 m hoher Berg und gilt als Hausberg von Bruneck.

Vor Bruneck geht eine Straße ab Richtung Gadertal. Dieses Seitental des Pustertals ist die Heimat der ladinischen Kultur und Sprache, einer Sprache, die weder mit Deutsch noch Italienisch etwas zu tun hat.

Wir fahren weiter. Die Stadt Bruneck ist der Hauptort des Pustertals und die fünftgrößte Stadt Südtirols. Bei der Rückfahrt werden wir dort etwas Zeit verbringen.

Nun zweigen wir ab ins Ahrntal. Gais, Mühlen und Sand in Taufers, Burg Taufers, Kloster Neustift, Mühlbach … Meinrad erzählt uns von der schweren Arbeit der Bergbauern, die dennoch zufrieden sind. Viele Jüngere ziehen leider weg vom Hof. Freiwillige Helfer lassen sich zwischenzeitlich gerne an die Berghöfe vermitteln. Urlaub der anderen Art. In den Wintermonaten wird geklöppelt, geschnitzt. Das Ahrntal ist bekannt für seine Schnitzereien.

Nun wird das Tal enger, der Fluss Ahr wilder, die Berge steiler. Hier geht die Straße auch ab Richtung Skigebiet Speikboden.

In Luttach haben wir unser erstes Ziel erreicht: Maranatha, das Volkskunst- und Krippenmuseum. Der ganze Empfangsraum ist der Nachbau eines Tiroler Stadels, erbaut aus dem alten Holz des abgetragenen „Holzlechnhofes“ in Prettau aus dem Jahr 1725. Links am Eingang ist die Burg Taufers als Ritterkrippe dargestellt. Ein Ahrntaler Schnitzer hat die Geburt Christi in heimische Gefilde gebettet. Wir betrachten eine Nordtiroler Winterkrippe, eine Südtiroler Alpenkrippe – man kann nur staunen. Schon manche Krippenausstellungen haben wir gesehen. Immer wieder fasziniert die große Liebe zum Detail, wenn man die einzelnen Figuren genauer anschaut.

Nach den Bauernkrippen ist die große orientalische Königskrippe zu bewundern. Es gibt auch ganz moderne Schnitzarbeiten. In der Schnitzwerkstatt kann man einem Schnitzer bei der Arbeit zusehen. Außer Krippen gibt es auch schöne geschnitzte Masken anzuschauen. Natürlich verführt auch ein Souvenirladen mit schönen, wertvollen Sachen. Und vor dem Museum lodert ein kleines Holzfeuer und wir können vor der Weiterfahrt Glühwein und heißen Apfelsaft schlürfen.

Nun fahren wir zurück nach Bruneck. Zwei Stunden Aufenthalt sind eingeplant. Die Stadt bietet hauptsächlich in zwei Straßen viele interessante Möglichkeiten zum entspannten Einkaufen. Der Weihnachtsmarkt – wir haben ihn uns eigentlich größer vorgestellt, bietet landestypische Leckereien, Handarbeiten usw. und man kann gemütlich bummeln.

Dann fahren wir zurück zum Hotel. Gleich nach der Ankunft gibt es in der Bar Kaffee und warmen Apfelstrudel – damit wir bis zum Abendessen durchhalten.

Nach dem Abendessen trifft sich die Gruppe natürlich wieder unten an der Bar. Peter hat seine Gitarre dabei und es wird gesungen. Herbert entdeckt einen Schellenbaum und ist natürlich gleich mit von der Partie. Es geht lustig zu. Brigitta und Peter strapazieren unsere Lachmuskeln mit einem Sketch. Man glaubt nicht, was man alles bei einer Unterhaltung auf einer Bahnfahrt nach Weimar falsch verstehen und auslegen kann. Dann können Heidrun und Herbert einfach nicht verstehen, warum der Standesbeamte Bernd kein Verständnis dafür hat, dass sie ihre Tochter „Brezel“ nennen wollen. Wieder wird gemeinsam gesungen. Um 23 Uhr ist Zapfen­streich. Ein Glück, man sollte ja auch mal ins Bett. 

Dienstag, 11. Dezember 2018

Gemütlich können wir frühstücken und um 9 Uhr geht es mit Meinrad wieder auf Tour, zuerst mal Richtung Bozen. Das Thermometer zeigt nur noch 0 Grad an. Bei Klausen sehen wir das Kloster Säben. Auf einem markanten Felshügel gebaut gleicht das Kloster eher einer Burg. Dann zweigen wir ab Richtung Kastelruth. Viele Kurven führen immer weiter bergauf bis auf 1050 m. Kalt ist es, aber sonnig. Die „Kastelruther Spatzen“ sind wohl allen ein Begriff. Wir machen einen Stadtrundgang – und kommen auch am Spatzenladen vorbei.

Weiter fahren wir nun Richtung Grödnertal. Herrliche Aussicht auf die Schneeberge. Bis zum Panider Sattel in einer Höhe von 1437 m geht es bergauf. Wem ist die Seiser Alm kein Begriff? Vor St. Ulrich besuchen wir das „Dolfi Land“. Angeboten wird hier Grödner Holzschnitzkunst. Große und kleine Kunstwerke sind zu bestaunen, Skulpturen, Krippenfiguren, Krippenställe, alles bis ins feinste Detail ausgearbeitet. Es gibt Modeschmuck aus Holz, fein geschliffen, Uhren, Dekoartikel und noch vieles mehr. Das geschliffene Holz fühlt sich wunderbar weich und angenehm an. Wir können alles in angenehmer Atmosphäre anschauen. Man kann natürlich auch einiges Geld dort ausgeben …

Weiter geht die Fahrt zuerst an St. Ulrich, dem Hauptort vorbei bis zum Talschluss. Skifahrer sind unterwegs, Skilifte in Betrieb. Natürlich wird noch ein Fotostop eingelegt, um die herrlichen Berge, wie z. B. den Langkogel, im Bild festzuhalten.

Am Wochenende finden hier die Weltcup-Skiabfahrtsläufe der Herren statt. Meinrad meint, dann wäre hier die Hölle los. Wir fahren ganz nahe an die Abfahrtsstrecke hin. Vom Fernsehen her kennt man ja die atemberaubenden Geschwindigkeiten der Skirennfahrer. Wenn man aber so nahe dran ist, wird einem die halsbrecherische Strecke erst so richtig bewusst. Saslong heißt die Abfahrt und im mittleren Streckenteil, „den Kamelbuckeln“ springen (oder fliegen?) die Abfahrtsläufer 50 m und weiter durch die Luft. Erstaunlich klein empfinden wir den Auslauf.

Wir fahren zurück nach St. Ulrich. Dort machen wir Mittagspause. Wenn man schon mal die Möglichkeit hat, Schlutzkrapfen zu essen? St. Ulrich hat über 4000 Einwohner, ein bekannter Ferienort für Winter- und Sommerurlaub. Zusammen mit St. Christina und Wolkenstein gehört er zu den Gemeinden, in denen neben Deutsch und Italienisch auch noch Ladinisch Amtssprache ist.

Nach dem Ausflug durchs Grödnertal kehren wir nun wieder zurück nach Brixen. Wir haben nun die Möglichkeit, mit Meinrad einen Rundgang durch die Stadt zu machen. Auch der berühmte Brixener Weihnachtsmarkt vor dem Dom lädt ein. Und unser Hotel liegt nur ca. 1 km davon entfernt. Wer also Lust hat, kann jederzeit ins Hotel zu Fuß zurück gehen. Mit Ercan machen wir aus, er holt um 18.30 Uhr alle ab, die dann an der Haltestelle stehen, an der wir ausgestiegen sind.

Mit Reisebegleiter Meinrad gehen wir durch den Innenhof der Hochburg, durch die Straßen der Altstadt bis zum Dom. Der Domkreuzgang zählt zu den bedeutendsten Kunstdenkmälern Südtirols. Wunderschön die Fresken aus der Zeit der Gotik.

Der Dom ist das Wahrzeichen der Stadt und trägt den Titel Kathedrale und Basilica minor. Der ursprüngliche Bau geht auf das Jahr 980 zurück. Der Hochaltar ist einer der schönsten Barockaltäre Tirols.

Im Dom haben wir noch ein schönes Erlebnis, wir lernen den Probst des Doms kennen. Er freut sich, dass wir aus Baden-Württemberg kommen, er liebt unser Land. Die Bayern mag er nicht so sehr. Wir unterhalten uns ein bisschen miteinander. Und wir sind sehr erstaunt als uns Meinrad sagt, der „Chef des Hauses“ wäre schon 90 Jahre alt.

Ein absolutes Muss ist natürlich anschließend der Besuch des Weihnachtsmarkts. Viele Erzeugnisse aus der Region kann man versuchen, natürlich gibt es Glühwein und andere Heißgetränke, Handwerkskunst und viele mehr, sogar ein Drehorgelmann ist unterwegs. Die Glocken des Doms läuten und je dunkler es wird, je schöner die Atmosphäre.

Zum Abendessen sind wir dann wieder alle vollzählig im Hotel. Heute werden uns zum Abschluss nochmals Spezialitäten serviert und gegen Ende des Essens kommt Sepp, vom Haus engagiert, und unterhält uns mit der Ziehharmonika. Und wo treffen wir uns alle anschließend? Natürlich in der Kellerbar. Sepp hat ein großes Repertoire an Liedern, und von Wanderliedern, Südtiroler Klängen bis hin zu Stille Nacht, heilige Nacht singen wir alles quer durch. Ja, es geht wieder recht vergnügt zu, bis zum Zapfenstreich um 23 Uhr. Unser Wirt Peter kann nur staunen. Er hätte nicht gedacht, dass es jeden Abend bei uns so heiter und lustig zu geht. Und dann wäre ja auch noch Koffer packen angesagt! 

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Ab 7.30 Uhr lassen wir uns nochmals das Frühstück schmecken. Ganz besonders gut schmeckt übrigens das von Familie Angerer selbstgebackene Brot mit speziellen südtiroler Kräutern. Um 8.45 Uhr werden die Koffer im Bus verstaut und um 9 Uhr heißt es dann endgültig Abschied nehmen von Familie Angerer.

Ercan schlägt vor, über den Achensee zu fahren. Eine gute Idee. Auf den Straßen ist es ruhig. Beim Achensee ist alles weiß, die Sonne scheint und die Tannen an den Berghängen sehen aus wie gezuckert. An Bord gibt es noch eine Überraschung: Alle bekommen einen „Südtiroler Zelten“, ein spezielles Weihnachts­gebäck, mit Feigen, Rosinen, Pinienkernen, kandierten Früchten, Mandeln, Walnüssen, Roggenmehl usw.

Eine ausgiebige Mittagspause legen wir in Bad Tölz ein. Natürlich bummeln wir durch den Weihnachtsmarkt, der sich vom Stadttor aus die Marktstraße entlang bis runter zur Isar zieht.

Wir lieben Traditionen, und so kehren wir zum Abschluss unserer diesjährigen Adventsfahrt wieder bei Anton Gutmann in Aichach-Ecknach ein. Dieses Mal haben wir nicht mit widrigen Wetterverhältnissen zu kämpfen wie im vergangenen Jahr, als es ununterbrochen schneite und die Straßen spiegelglatt waren.

Wunderbar knusprig schmecken die Gänsekeulen, als Beilage Blaukraut und Knödel. Bier, Spezi, Wein usw. sorgen dafür, dass alles „besser rutscht“. Und zur Verdauung noch einen Espresso? Bitte sehr. Gut gesättigt und mit vielen Eindrücken der letzten Tage geht es nun heimwärts. 

Nach der Reise ist vor der Reise … natürlich sind alle gespannt, wohin es im nächsten Jahr geht, auch wenn die Zeit bis dahin noch unendlich lange erscheint.

Wir fahren in den Harz, ins Relaxa-Hotel Harz-Wald in Braunlage. 

Schön war es wieder und alle kommen gut nach Hause. Jetzt kann es Weihnachten werden. 

 

Ruth Böckeler