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Unsere Landfrauenfahrt nach Tirol von Sonntag, 6. Mai bis Mittwoch, 9. Mai 2018.

05.06.18 Vier wunderschöne Tage im Gebiet des "Wilden Kaisers" liegen hinter uns.

Sonntag, 6. Mai 2018

Wie lange freuen wir uns schon drauf, nun ist es endlich soweit: 38 gutgelaunte Land­frauen sitzen erwartungsvoll im Bus. Mit Wolfgang am Steuer starten wir in den sonnigen Tag. Dass es ein Frühstück gibt, ist kein Geheimnis mehr. Aber wo? Nach der Begrüßung erfahren wir, unser erstes Ziel ist die „Kußmühle“ in Friedberg, in der Nähe von Augsburg. Das romantische Restaurant ist vielen bekannt, wir kommen ja heute nicht zum ersten Mal hin. Entsprechend herzlich ist auch die Begrüßung mit der Wirtin, Angelika Indich. Man kennt sich. Heute gibt es kein Weißwurst-Frühstück, sondern ein schönes Büffet ist für uns gerichtet mit vielem, was das Herz begehrt. Gut gestärkt machen wir uns auf die Weiterfahrt.

Unser nächstes Ziel ist der Raritäten-Zoo in Ebbs bei Kufstein, Tirols exotische Tierwelt am Fuße des Zahmen Kaisers. Ein Stückchen zu Fuß vom Parkplatz aus erreichen wir den gemütlichen Tierpark. Hier haben alle zwei Stunden Zeit zur freien Verfügung. Es erwarten uns Pelikane, Flamingos, Zwergotter, niedliche Erd­männchen, Kattas turnen im Freigang, freche Berberaffen sind hinter Gittern, denn die greifen nach allem, was sie erwischen. Und noch viele andere Tiere gibt es. Auch Bauernhoftiere sind zu sehen, Hühner, Gänse, Enten, der stolze Hahn, Schafe, Ziegen, sogar glückliche Hängebauchschweine dösen in der Sonne. Idylle pur.

Auf dem Rückweg zum Bus werden die buntblühenden Wiesen gemäht. Das duftet! 

Schon um 15.30 Uhr kommen wir ins Hotel. Einchecken, Koffer ins Zimmer und dann erwarten uns Kaffee und eine Auswahl an Kuchen und Torten zur Stärkung. Noch ein kleiner Spaziergang in die Umgebung? Der „Wilde Kaiser“ zeigt sich in voller Schön­heit.

Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen. Aber vorher werden wir noch mit einem Begrüßungsgetränk herzlich willkommen geheißen. Auf wunderschöne Tage! Beim Abendessen kommt es zu kleinen Irritationen. Das einladende Salat-Büffet ist bereits aufgebaut und natürlich starten einige gleich zu den vitaminreichen Köstlichkeiten. Aber der Salat ist „noch nicht dran“. Heute gibt es für alle das gleiche Abendmenü, Vorspeise und Suppe werden serviert, dann kommt erst der Salat vom Büffet! Hauptgang wird wieder serviert und das Dessert kann man sich anschließend am Büffet aussuchen. Für den nächsten Tag dürfen wir aus dreierlei Angeboten den Hauptgang auswählen. Wer die Wahl hat …

Noch ein bisschen zusammensitzen, dann heißt es „gute Nacht und süße Träume“. 

Montag, 7. Mai 2018

Guten Morgen allerseits. Alle gut geschlafen? Wir freuen uns auf das gute Frühstück. Manch Leckeres wird geboten, was wir anderweitig kaum bekommen, denn zum Hotel gehört auch eigene Landwirtschaft: Butter, Frischkäse mit Kräutern, frische Milch mit Rahm obendrauf, und natürlich verschiedene Wurst, Schinken, Käse, eigene Marmeladen, Obst, knusperige Brötchen, Kuchen, Säfte … „Wer möchte ein Frühstücksei?“ frisch gekocht werden sie angeboten, Eier von glücklichen Hühnern. So gestärkt kann der Tag beginnen.

Begrüßen dürfen wir heute unsere Reisebegleiterin Johanna Leitl, die den Ablauf der nächsten beiden Tage schon mit Ruth besprochen und viele Reservierungen möglich gemacht hat. Ein wunderschöner, sonniger Tag erwartet uns.

Unsere erste Fahrt „rund ums Kaisergebirge“ führt uns über Going, St. Johann, dem romantischen Kaiserbachtal nach Kössen im Kaiserwinkel, Walchsee, nach Kufstein. Unterwegs bewundern wir die vielen Obstbäume, Kastanien, Flieder, die jetzt erst voll aufblühen und die vielen bunten Wiesen, für uns ein „zweiter Frühling“. Von Johanna erfahren wir manches von Land und Leuten. 

„Kufstein am grünen Inn“, wir machen nun zusammen einen kleinen Stadtrundgang und dann darf man sich entscheiden: Stadtbummel oder hinauf zur Festung. „Ich möchte gerne, dass Ihr alle um 12 Uhr die Heldenorgel hören könnt“, so Johanna. Die Helden­orgel war einst als tönendes Denkmal, als Kriegerdenkmal zu Ehren der gefallenen Kameraden des ersten Weltkriegs gedacht. 1931 errichtet und zwischenzeitlich erweitert ist sie heute die größte Freilichtorgel der Welt und erinnert auch an die gefallenen Soldaten des zweiten Weltkriegs. Über die ganze Stadt und je nach Wind­richtung auch weit darüber hinaus sind die Orgeltöne zu hören.

Die Hälfte der Gruppe entschließt sich für die Festung. Vom Festungsneuhof aus fahren wir mit der Panoramabahn hinauf zur Bergstation Schlossrondell. Von dort  aus können wir uns umsehen und die einzelnen Ausstellungen und Kammern anschauen. Während des Orgelkonzerts steht die Panoramabahn still. Wir entschließen uns, rechtzeitig wieder zurück zum Festungsneuhof zu fahren. Hier befindet sich in einem kleinen Gebäude mit Glasscheiben der Spieltisch der Orgel. Auch kann man den Organist bei seinem Spiel beobachten. Gegenüber davon können wir uns bequem hinsetzen. Der Organist begrüßt uns und erzählt einiges über die Geschichte der Orgel mit den 4948 Pfeifen. Das Pfeifenwerk ist unter dem Dach des Bürgerturms angebracht und daher auch ungewohnt weit zu hören. Er erklärt uns die Stücke, die er nun spielen wird. Im Festungsneuhof haben wir den Platz mit der ausgewogensten Klang­balance. Wir sind beeindruckt von den wundervollen Orgelklängen. Als der Organist zum Schluss „Ich hat‘ einen Kameraden“ anstimmt, und zum Ende hin das Spiel immer leiser wird, geht das richtig unter die Haut. Ein unvergessliches Erlebnis. 

Um 12.45 Uhr sitzen wir alle wieder im Bus. Natürlich wird das „Kufstein-Lied“ an­gestimmt. Nun geht es hinauf zur Wochenbrunner Alm, über Ellmau in 1080 m Höhe am Fuße des Wilden Kaisers gelegen. Für Wolfgang ist die Fahrt eine Heraus­forderung, und manche bekommen etwas Bauchweh. Aber sicher und „ungestreift“ bringt er uns hinauf. Nun haben alle drei Stunden Zeit zur freien Verfügung: Das Wetter ist traum­haft schön wie selten. Spazieren gehen, den Tieren im Wildgehege zusehen, sich auf den gemütlichen Holzliegen sonnen, im Stadl Schmankerl und Mitbringsel aus der Region einkaufen. Natürlich kann man sich auch die Tiroler Spezialitäten wie Kaiser­schmarrn, Kasspatzen, Kaspressknödel und vieles mehr schmecken lassen und dazu den schönen Blick ins Tal genießen. Einige nützen die Zeit, um den Kreuzweg am Bach entlang zur Anna-Grotte zu wandern. „Stettener Landfrau rettet Alm vor Brand-Katastrophe“, so hätte es wohl die Bild-Zeitung tituliert. Tatsache ist, dass Anita auffällt, dass etwas kokelt. Sie gibt den Almleuten Bescheid und die löschen recht­zeitig das kleine Feuer mit ein paar Eimern Wasser. In einem Papierkorb fing eine Papierserviette durch eine noch glimmende Zigarette zu brennen an. Glück gehabt!

Nun geht es wieder abwärts. Einige von uns meinen, ihnen wird jetzt schon Angst, sie machen lieber die Augen zu. Kein Problem, solange Wolfgang nicht auch die Augen zu macht. Alles geht gut, klar doch, und ein extra Applaus ist ihm sicher.

Von unserem Hotel aus, das etwas zurückgesetzt an der Hauptstraße von Going nach Ellmau liegt, kann man durch eine Unterführung gefahrlos auf die andere Straßenseite kommen und dann auf bequemen Wegen nach Going, dem „Berg­doktor­dorf“ oder nach Ellmau in der anderen Richtung – dort befindet sich die Praxis des Bergdoktors, spazieren.

Um 18.30 Uhr sitzen wir wieder gemütlich beim Abendessen und freuen uns auf das Fünf-Gänge-Menü.

Und wieder geht ein schöner Tag zu Ende. 

Dienstag, 8. Mai 2018

Nach dem ausgiebigen Frühstück – am zweiten Tag kennt man schon seine persönlichen Vorlieben, treffen wir uns wieder mit unserer Reisebegleiterin Johanna. Heute geht die Fahrt zum Hochtal Wildschönau. Schon die Fahrt dahin führt uns wieder durch die schöne Landschaft mit glücklichen Kühen und Pferden auf der Weide. Eine ganz besondere Spezialität ist dort der „Krautinger“, so erzählt uns Johanna, ein Schnaps aus der weißen Stoppel­rübe. Nur wenige Bauern haben das Brennrecht. Die Herstellung ist aufwändig und eine große Rübenmenge wird dafür gebraucht. Daher ist der Krautinger auch teurer als andere Schnäpse. Er schmeckt grauslig, meinen manche, eben nach Kraut und Rüben, und so würde er auch riechen. Aber die Einheimischen schätzen ihren Schnaps mit seinen 38 bis 48 % als Allheilmittel. Im Herbst gibt es sogar ein Krautinger Fest. Er wäre „ölig im Abgang“, aber wie hat man das zu verstehen? Ein paar mutige Damen versuchen den Krautinger, „so furchtbar schmeckt der gar nicht“.

In Oberau warten zwei Wildschönauer Bummelbahnen auf uns. Mit ca. 10 Stunden­kilometer zuckeln wir auf herrlichen Nebenwegen durch Wiesen, Wald, am Wildbach entlang und erfahren dabei vieles aus der Region. Diese Wege darf der Bus nicht befahren. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir unser erstes Ziel, die Schönangeralm, ca. 1100 m hoch gelegen. Wolfgang ist mit dem Bus schon da. Wir können uns hier Tiroler Spezialitäten schmecken lassen, spazieren gehen, Landschaft genießen. Es wird bedauert, dass die Schaukäserei noch nicht geöffnet hat. Aber noch sind die Kühe nicht auf der Weide, und wo keine Kuh, da keine Milch …

Unsere nächste Station führt uns wieder talwärts. Die Pfarrkirche in Oberau ist wirklich sehenswert. Die imposante Barockkirche mit dem Hochaltar und den vier  Seitenaltären wird auch der „Wildschönauer Dom“ genannt. Auf der Treppe gelingt uns hier tatsächlich ein Gruppenfoto.

Ca. 200 m davon entfernt schauen wir uns noch die Antoniuskapelle mit ihrem prunkvollen Haupt­altar an. Dann steigen wir wieder in unseren Bus.

Nun kommen wir zum Bergbauernmuseum z’Bach. Vor dem Bauernhaus steht ein Brunnen mit Holztrog und herrlich frischem Trinkwasser. „Wer davon trinkt bleibt jung und fit“, meint Ruth. Klar versuchen wir alle davon. Der Gang durch den ehemaligen Bauern­hof ist eine Reise in die Vergangenheit. Lydia, eine herzliche „Einheimische“, führt uns durch das Haus und zeigt uns die Bauernküche mit dem alten Herd, Bauernstube, Schützenkammerl, Rauchstube, Machlkammerl. Über 1200 Exponate geben Einblick in das das karge Leben früherer Zeiten. Manches wird auch heute noch benützt. Ein Raum des Museums ist der berühmten Schauspielerfamilie Hörbiger ge­wid­­met, deren Wurzeln in der Wildschönau liegen. Orgelbauer Alois Hörbiger baute hier in seiner Heimatgemeinde die erste Orgel, bevor er nach Wien auswanderte und in den Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie an die 80 Orgeln schuf.

Besonders muss man erwähnen, dass das Museum heute „noch lebt“. Nach einigen Erweiterungen gibt es dort Räume für verschiedene Veranstaltungen, Ausstellungen, Handwerkermarkt usw. Im alten Backofen wird frisches Bauernbrot gebacken und in der alten Museumsküche duftet es zuweilen nach Schmalznudeln. „Bitte nicht gleich zum Bus gehen“, kommt ein Rundspruch?? Auf dem unteren Balkon des Museums geht es schon vergnügt zu: Ingrid und Gudrun schenken Schnaps und Likör aus!

Von Johanna müssen wir uns nach der Rückkehr leider verabschieden. Sie hat uns ihre Heimat sehr nahe gebracht.

Vor dem Abendessen haben wir noch Zeit zu einem Spaziergang oder ganz einfach für ein Eis, Eiskaffee oder andere Leckerei auf der Hotelterrasse. Warm ist es noch. Nebenan grasen friedlich die bunten Kühe in der Abendsonne. Was geht es uns gut. Das letzte Abendessen lassen wir uns natürlich richtig schmecken, noch ein gemüt­liches Beisammensein, dann heißt es leider schon wieder Koffer packen. 

Mittwoch, 9. Mai 2018

Das Frühstück dürfen wir uns heute nochmals in aller Ruhe schmecken lassen, erst um 9.30 Uhr heißt es Koffer einladen. Nun müssen wir vom Blattlhof Abschied nehmen. Frau Oberleitner und ihre Helferinnen winken uns noch nach. Dann sind wir schon auf dem Weg zum „Wilden Käser“.

Die Schaukäserei besteht aus einem modernen Neubau mit integriertem altem Bauernhaus. Das elterliche, 500 Jahre alte Holzhaus stand ursprünglich in Ellmau. Die einzelnen Holzteile wurden durchnummeriert, verladen, und in vier Tagen am neuen Ort Wagrain wieder aufgebaut. Heute befinden sich darin das Verkostungs­stüberl und der Bauernladen. Wir bekommen zuerst eine Einführung mit Filmvor­führung und dürfen, aus hygienischen Gründen, nur durch die Glasscheibe die Herstellung der Eigenkreationen „Kleiner und Großer Stinker“, natürlich aus der guten Heumilch, betrachten. Dann geht es ans Verkosten. Auf der Terrasse sind für uns Käseproben bereit gestellt, für 4 Personen jeweils ein Käsebrett mit 7 Sorten, dazu gibt es verschiedene Brötchen und Getränke. Jetzt wissen wir wie der Kleine und der Große Stinker, der Sennkäse, Schnittlauch- und Bierkäse, Steinbeißer und Bergkäse schmecken. Im Bauernladen kaufen wir natürlich wieder ein (unser Hobby), nicht nur Käse, sondern auch Speck, verschiedene Rauchwürste aus Hirsch- oder Rindfleisch usw.

In der Zwischenzeit hat sich die Sonne hinter Wolken versteckt, Wind kommt auf und es wird merklich frischer. Zudem fängt es zu regnen an.

Vor dem Biathlon-Stadion in Ruhpolding legen wir noch eine kurze Bus-Kaffee-Pause ein, bevor wir zu unserem letzten Ziel starten: Abschluss-Essen bei Anton Gutmann in Aichach-Ecknach. Spargel satt heißt die Devise. Paniertes Schnitzel, Schinken, Kartoffel, Sauce Hollandaise, und natürlich Spargel sind auf dem Teller angerichtet. Von allem wird nachgereicht. Und Getränke wie Wein, Espresso usw. sind auch noch dabei. Und die wirklich letzte Überraschung der Reise, wie Ruth ankündigt: Alle bekommen noch ca. 500 g frischen, küchenfertig geschälten, vakuumierten weißen Spargel mit nach Hause. Man braucht keine hellseherischen Fähigkeiten um zu raten, nach was es am nächsten Tag in den Küchen riecht. 

Wolfgang bringt uns alle sicher nach Hause. Nun findet auch diese Reise wieder ein gutes Ende, eine Fahrt, bei der Augen, Leib und Seele verwöhnt wurden. Und wie heißt es bei uns immer? Nach der Reise ist vor der Reise! 

Ruth Böckeler