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Vier-Tages-Fahrt im Mai 2017 nach Suhl in Thüringen.

26.06.17 Meeresfische, Nugatwelten, Sportstätten, Kostbarkeiten aus Glas und Porzellan und noch vieles mehr.

 

Donnerstag, 11. Mai 2017.

7 Uhr Haltestelle Endersbacher Straße in Stetten. Der Dannenmann-Reisebus mit Wolfang am Steuer kommt angefahren. O, das ist ja der schöne Bus, in dem sonst die Firma Stihl ihren Geschäftspartnern aus aller Welt die nähere und weitere Umgebung zeigt. Das fängt ja schon mal gut an. Volksbank, Rumold-Realschule Rommelshausen und Karlstraße, dann sind alle 30 Landfrauen an Bord. Im Mai sind wir Frauen ja immer unter uns, sehr zum Leidwesen mancher Männer …
Der Tag beginnt sonnig und sehr mild. Heute sind wir zum Überraschungsfrühstück um 9 Uhr in der Alten Füllerei bei der Brauerei Distel­häuser in Tauberbischofsheim angemeldet. Wir waren schon öfters dort und die Vorfreude ist entsprechend groß. Brötchen, frisches Brot, Butter, Marmelade und Kaffee stehen auf den Tischen. Käse- und Wurstplatten laden zur Selbstbedienung ein.
Gesättigt und bester Laune sitzen wir wieder im Bus. Und endlich erfahren wir von Ruth, was der Tag sonst noch für Überraschungen bereit hält. Alle bekommen einen Umschlag mit etwas Taschengeld und für Ausgaben, die zwar im Reisepreis schon enthalten sind, aber besser einzeln abgerechnet werden. Schon deshalb, weil bei mancher Einkehr unterwegs verschiedene Speisen im Angebot sind.
Wir können uns etwas leisten, was heute ein rares Gut ist: Wir haben Zeit und können alles gemütlicher angehen. Die Reisestrecke ist nicht so weit. Zur Mittagszeit kommen wir in Zella-Mehlis an, nur ca. 10 km von Suhl entfernt. Das Meeres­aquarium wollen wir besuchen. Wir tauchen ein in eine kaum vorstellbare farben­prächtige Unterwasserwelt der tropischen Ozeane. Bizarre Korallen und See­anemonen, einzigartige Fische in allen Größen und in fast unwirklicher Farben­pracht, und auch lebende Steine verzaubern uns. In den riesigen Haibecken können wir 11 Haie bewundern, der größte misst 350 cm! Rochen und Schildkröten gibt es und dann kommen wir zu den Krokodilen von 90 cm bis zu 350 cm Länge. Sie dösen im Sand in der Sonne. Über Brücken können wir die Tiere anschauen. Sind die tatsächlich echt? Ein Krokodil blinzelt ein bisschen, öffnet dann in Zeitlupe sein Maul und bleibt dann wieder unbeweglich liegen. O diese Zähne.
Wer möchte, kann im Restaurant anschließend einen kleinen Imbiss zu sich nehmen – es gab ja Taschengeld.
Nur wenige Minuten entfernt gibt es eine weitere Überraschung für uns: Das Café Otto. Wir werden bereits erwartet und alle dürfen aus dem umfangreichen Kuchen- und Tortenangebot wählen, auf was man Appetit hat. Wer die Wahl hat … Dazu gibt es natürlich Kaffee oder Tee. Wer lieber einen Eisbecher haben möchte, auch das ist kein Problem. Ein fröhlicher Juchzer, Christa Anschütz, unsere Reise­begleiterin für die nächsten Tage, lässt es sich nicht nehmen, uns kurz zu begrüßen. So ist schon der erste Kontakt hergestellt.
Jetzt wird es Zeit, dass wir ins Hotel kommen. Wir werden schon erwartet. Kurze Einweisung, die Zimmerkarten werden ausgehändigt und vor allem, die ein Einzelzimmer gebucht haben, sind nun gespannt. Ruth hat sie ja schon lange darauf vorbereitet, dass die Zimmer klein sind. Jetzt die große Überraschung: Alle bekommen ein Doppelzimmer! Da ist die Freude natürlich groß.
Zum Abendbüffet treffen wir uns im schönen Speisesaal. Auch da bleiben keine Wünsche offen. Nach einem kleinen Schlummertrunk freuen wir uns aufs Bett. Ein erlebnisreicher Tag liegt ja hinter uns. Sind wir tatsächlich erst heute früh zuhause weg gefahren?
Freitag, 12. Mai 2017.
Nach einer erholsamen Nacht stürzen wir uns aufs Frühstücks-Büffet. Da bleiben wirklich keine Wünsche offen. Brötchen, verschiedene Brote, Marmelade, Butter, Käse, Obst und vor allem greifen wir bei den Thüringer Wurstspezialitäten zu. 
Um 9 Uhr treffen wir uns mit Christa Anschütz. Zuerst machen wir einen kleinen Stadtrundgang. Das ist ja das Schöne an unserem Hotel, es liegt mitten in Suhl, sehr ruhig, und in wenigen Minuten erreicht man zu Fuß die Innenstadt mit der Fußgänger­zone. Stadtrundgang ohne Stufen, hat uns Christa versprochen. Und tatsächlich: Mit der Rolltreppe im Einkaufszentrum fahren wir hinauf zur Altstadt. Wir erfahren viel über die Geschichte der Stadt, kommen vorbei am Dianabrunnen, schlendern durch den Markt, spazieren an der Hasel entlang und kommen von der anderen Seite wieder zurück ans Hotel, zu unserem Bus.
Nun ist Wolfgang gefordert. Bergauf, bergab, viele Kurven, und wir dürfen die Gegend genießen. Suhl-Heinrichs, ein Vorort Suhls, besticht durch schöne Fachwerkhäuser. Einfaches Fachwerk sei typisch für Thüringen, erklärt uns Christa. Thüringen ist geprägt durch viel Wald und viele landwirtschaftlichen Flächen. Unterwegs hören wir auch eine CD mit der heimlichen Hymne Thüringens, dem Rennsteiglied, mit dem Herbert Roth seiner Heimat ein musikalisches Denkmal setzte. Durchs Tal der Hasel geht die Fahrt Richtung Meiningen. Die berühmte Theater- und ehemalige Residenzstadt liegt im Tal der Werra, nur ca. 270 m hoch. Bei einer Rundfahrt sehen wir viel von der Schönheit der Stadt.
Dann geht es wieder „aufwärts“ Richtung Oberhof. Fast 1 ½ Stunden sind wir bis dahin unterwegs. Oberhof liegt über 800 m hoch, international bekannt durch die vielen Sportanlagen wie Bob- und Rodelbahn, Biathlonstadion, Skisprungschanzen. Vom Bus aus sehen wir viel von den beeindruckenden Anlagen. Und wir sind erstaunt und auch erfreut, dass hier noch die Obstbäume blühen. So erleben wir tatsächlich einen „zweiten Frühling“.
Beim Kunstgewerbegeschäft Anschütz in Oberhof machen wir einen kleinen Halt. Landfrauen unterwegs ohne Einkaufsmöglichlichkeit, das geht schon gar nicht. Und viele werden tatsächlich fündig bei dem vielseitigen Angebot an Glas, Porzellan, Kerzen, und noch vielem mehr.
Höhenluft macht hungrig. So steuern wir die Thüringer Hütte an. Und was bietet sich dem hungrigen Magen? Natürlich herrlich würzige, knusprige Thüringer Rost­bratwurst. Die Temperatur ist angenehm und so genießen wir Wurst, Höhenluft und Aussicht über die Sportstätten. Wo kommen denn auf einmal die „Schnäpsle“ her? Am Bus werden vor der Weiterfahrt Verdauungsschnäpsle aus „verschiedenen Quellen“ ausgeschenkt. Tatsächlich eine Wohltat.
Für den Nachmittag sind weitere Genüsse angekündigt, aber diesmal der süßen Art. Wir fahren nach Schmalkalden. Schmalkalden liegt schon wieder 296 m „tief“ im Tal der Schmalkalda. Die Stadt bietet viele Sehenswürdigkeiten, aber uns steht jetzt nicht der Sinn nach Kultur, sondern ganz profan nach der Viba-Nougatwelt. Seit 1893 wird nicht nur zartschmelzendes Nougat, sondern auch feines Marzipan usw. hergestellt. Seit 1920 laufen die ersten Nougatstangen vom Band.
Eigentlich sollten wir zuerst einen Film über die Nougat-Herstellung sehen. Aber der Film ist wohl im Laufe des Tages schon so „heiß“ gelaufen, dass er schwächelte. Also wird einfach die Reihenfolge geändert. Wir stürzen uns zuerst auf die Einkäufe der vielen Köstlichkeiten, sind sie doch begehrte Mitbringsel für daheim. Dann setzen wir uns an die gedeckte Kaffeetafel. Alle bekommen „Kaffee satt“ und ein großes Stück Nougat-Torte. Es schmeckt zwar superlecker und zart, aber es ist fast nicht zu schaffen.
Und dann können wir tatsächlich noch den Film sehen. Die ausgesuchten Hasel­nüsse, die genauen Röststufen, das mehrmalige Auswalzen der Nüsse bis zur end­gültigen Feinheit, es wäre schade gewesen, wenn wir die Entstehung dieser feinen Nougaterzeugnisse nicht hätten verfolgen können.
Dann sitzen wir wieder im Bus. Über Brotterode, dem künstlich angelegten Trusetaler Wasserfall, über Bad Tabarz mit seinen Kurkliniken, der Wasserscheide Weser/Elbe und dem Städtchen Ohrdruf kurven wir wieder nach Suhl ins Hotel zurück.
Nach süßer Nougattorte freuen wir uns nun auf ein herzhaftes Abendessen.
Samstag, 13. Mai 2017.
Um 9 Uhr treffen wir uns wieder mit unserer Reiseleiterin Christa. Suhl wurde ja nicht nur bekannt durch den Kraftradhersteller Simson, sondern auch durch die seit Jahrhunderten ansässigen Waffenhersteller. So wird auch heute noch der Schießsport großgeschrieben. Das Schießsportzentrum Suhl-Friedberg zählt zu den beliebtesten und schönsten Anlagen der Welt. Bedeutende Meisterschaften finden dort statt. Zu Fuß gehen wir durch das Gelände und erfahren dabei viel über „laufende Scheibe“, Kleinkalibergewehr und –pistole und noch vieles mehr. Es knallt und riecht nach Pulverdampf.
Unsere Fahrt geht nun weiter Richtung Masserberg. In Fehrenbach kommen wir an der Werraquelle vorbei, ganz unscheinbar ist das Flüsschen. Wir dürfen wieder schöne Aussichten genießen. Eines können wir uns heute nicht entgehen lassen: Wenigstens einen kleinen Spaziergang zu machen auf dem bekannten Rennsteig.
Das Wetter ist schön. An einem großen Wegweiser könnten wir uns entscheiden, wohin wir wandern wollen. Doch unser Entschluss steht: Wir fahren wieder mit unserem Bus den Rennsteig entlang bis Neuhaus. Um 12 Uhr sind wir dort nämlich bei der Greiner Glas Manufaktur angemeldet.
Ja ist denn heute schon Weihnachten? Über 400 qm groß ist das Weihnachtsland mit herrlichen Glaskugeln und anderem Weihnachtsschmuck. In einem anderen Gebäude finden wir exklusive Schmuckkollektionen, Deko-Artikel und etliche Geschenkartikel.
Aber zuerst wird uns die Kunst des Glasblasens gezeigt. In der Schauwerkstatt sehen wir, wie unter geschickten Händen der Glaskünstler gläserne Kunstwerke an der Flamme entstehen. Man kann nur staunen. Und dann darf Erika ihr Glück versuchen. Nach einem Mutmacherschnäpsle kann sie unter Anleitung des Glasbläsers selber künstlerisch tätig werden. Was dabei herauskommt? Schwer zu interpretieren. Aber unser aller Beifall ist ihr sicher.
Etwas zu essen gibt es natürlich auch und dann steht einem Einkaufsbummel nichts mehr im Wege. Beim nächsten Weihnachtsfest werden sich wohl einige Landfrauen an unsere Mai-Tour erinnern.
Durchs Schwarzatal über Cursdorf, Sitzendorf, Bad Blankenburg (Porzellanstraße) fahren wir Richtung Rudolstadt. In Schwarza fließt das Flüsschen in die Saale. Ein Stückchen der Saale entlang erreichen wir unser nächstes Ziel: Die Porzellan-Manufaktur Rudolf Kämmer in Rudolstadt-Volkstedt. Der traditionelle Familienbetrieb hat extra für uns geöffnet. Seit über 100 Jahren wird ausschließlich in Handarbeit hochwertiges Porzellan hergestellt. Anspruchsvolle Handmalerei gehört dazu. Allein die Herstellung der Formen für das Gießen ist diffizile Arbeit. Jedes Teilstück einer Figur wird extra hergestellt und anschließend zum Gesamtwerk zusammengesetzt. Wunderwerke, wie es sie heute noch selten gibt. Traditionelle Barockfiguren, Porzellanschmuck, Blüten, Schmetterlinge, Figuren, eine Vielfalt in traumhaften Farben. Eine seltene Gelegenheit, so etwas sehen zu dürfen.
Weiter geht es auf der Fahrt der „Kunstgenüsse“. Es hat angefangen, etwas zu regnen.

Nicht weit entfernt liegt unser nächstes Ziel, die Heidecksburg zu Rudolstadt. Im Residenzschloss ist seit mehreren Jahren die Miniaturwelt „Rococo en miniature“ zu sehen. In unglaublicher Präzision wurden von zwei Künstlern in den letzten fünfzig Jahren Miniaturbauten samt detailreichem Innenleben im Maßstab 1:50 hergestellt.  So entstanden in diffiziler Kleinarbeit fünf Schlösser sowie Tausende von Einzelfiguren und Einrichtungsgegenständen. Im deutschen Sprachraum gibt es in diesem Umfang und Detailtreue nichts Vergleichbares. Und wir haben die Möglich­keit, diese Kostbarkeiten mit eigenen Augen zu sehen.
Kaffee und Kuchen im kleinen Café nebenan beschließen unseren Nachmittag.
Dann geht die Fahrt zurück ins Hotel.
Von Christa Anschütz müssen wir uns leider verabschieden, die uns in den letzten zwei Tagen so Vielerlei gezeigt und erklärt hat. Danke.
Wir freuen uns nun auf das letzte Abendessen im Hotel. Thüringer Spezialitäten-Büffet ist angekündigt.
Nachdem wir am nächsten Tag erst nach 9 Uhr wegfahren werden, steht einem gemütlichen Tagesausklang nichts im Wege.
Sonntag, 14. Mai 2017, Muttertag.
Wir freuen uns wieder an einem seltenen Gut: Zeit. In Ruhe genießen wir die Frühstücks-Spezialitäten.
Dann heißt es Koffer einladen. Die heutige Busfahrt führt uns immer weiter der Heimat entgegen. Das Wetter ist unbeständig. Über viele Brücken geht die Fahrt, 14 sind es alleine bis Bayern. Gegen 10.30 Uhr sehen wir die barocke Basilika Vierzehnheiligen bei Staffelstein vor uns, eine Wallfahrtskirche in Oberfranken. Vom Busparkplatz aus kann man entweder zu Fuß bis zur Basilika rauf gehen, oder bequem mit dem Pendelbus fahren.
Zwei Stunden machen wir hier Pause. Heute predigt anscheinend ein Bischof und die Kirche ist entsprechend mehr als gut besucht, zudem dauert die Predigt auch länger als üblich. Die Aussicht von hier oben ist wunderschön. Der Aufenthalt lohnt sich.
Um 12.30 Uhr geht es weiter. Nun kommen wir von einem Regenschauer zum nächsten. Irgendwo wollen wir ja noch eine Bus-Kaffeepause einlegen. Am Himmel schimmert es etwas blau durch die Wolken. Ein Schild: 18 km bis Rothenburg. Wir haben Glück! In Rothenburg scheint die Sonne. Am Parkplatz vor der Stadtmauer können wir gemütlich Kaffee trinken und Kuchen futtern. Und es bleibt noch genügend Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Auch in Rothenburg gibt es ein Weihnachts­haus!
Die letzte Überraschung unserer Reise gibt es um 17 Uhr. Im uns schon bekannten Gasthof Lindenhof bei Dinkelsbühl wird uns ein Muttertagsessen serviert: Salatteller, Spargel, Kartoffeln und Schweinelende im Speckmantel, dazu Getränke nach Wahl. Ein gelungener Abschluss unserer Reise.
Dann geht es endgültig der Heimat zu. Wie es so auf den letzten Kilometern der Brauch ist, beginnt das große Dankeschön allenthalben und Ruth verrät nun auch, wohin unsere Mai-Fahrt 2018 geplant ist. Wir fahren ins schöne Going in Tirol, der Heimat des Bergdoktors.
Nach vier schönen Tagen und ca. 1100 km Fahrt sind wir wieder zuhause. 

Ruth Böckeler